Neues Buch: Ein Grabbezirk im östlichen Randbereich der Zivilsiedlung von Vindobona

Autorin: Ursula Eisenmenger-Klug

Wollen Sie Neuigkeiten über einen römischen Grabbezirk im heutigen 3. Wiener Gemeindebezirk erfahren? Dann ist der soeben erschienene 10. Band der Monografien der Stadtarchäologie Wien zu empfehlen.

Wo lag der Grabbezirk?

Auf dem Gelände des ehemaligen Aspangbahnhofs, südlich der Aspangstraße, führten wir zwischen April 2010 und März 2011 Ausgrabungen durch. Dabei wurde auch dieser kleine Grabbezirk entdeckt. Zur Römerzeit befand er sich im südöstlichen Randbereich der Zivilsiedlung von Vindobona. Wahrscheinlich konnte ein Reisender beim Verlassen der Stadt von der Limesstraße aus, dem heutigen Rennweg, das annähernd quadratische (3,20 x 2,90 m), von einem Graben umgebene Grabhäuschen sogar sehen.

Überblicksfoto (Foto: Stadtarchäologie Wien)
Wer war in dem Grabbezirk bestattet?

Vier Brandgräber und zwei Körperbestattungen, die einem Neugeborenen und einer Frühgeburt zuzuweisen sind, kamen hier zum Vorschein. Vermutlich waren in dieser Begräbnisstätte die Angehörigen einer Familie beigesetzt.

Reste des Grabbaus, Blick nach Südwesten. (Foto: Stadtarchäologie Wien/M. Mosser)
Wann fanden die Beisetzungen statt?

Wie die Auswertung der Funde zeigt, war der kleine Friedhof nur für relativ kurze Zeit, ca. ab der Mitte des 2. Jahrhunderts bis spätestens zum ersten Drittel des 3. Jahrhunderts, in Verwendung.

Hinweise auf magisch-religiöse Schutzvorstellungen

Sowohl die Beisetzungen der Frühgeburt und des Säuglings im Umfassungsgraben bzw. Grenzbereich des Grabbezirks als auch die Beigabe eines Amuletts in Form eines Lunula-Anhängers für das tote Neugeborene sind Beispiele magisch-religiöser Schutzvorstellungen.

Silberner Anhänger in Form einer Mondsichel. (Foto: Stadtarchäologie Wien/N. Piperakis)
Die Bedeutung des Grabbezirks für die Ausdehnung der Zivilsiedlung

Da römische Friedhöfe immer außerhalb von Stadtgrenzen angelegt wurden, gibt der Grabbezirk einen wichtigen Hinweis über die Ausdehnung und Grenze der Zivilsiedlung von Vindobona. Auch seine Lage an der Ausfallstraße, in der Nähe von Töpfereien, die wegen Feuergefahr bevorzugt außerhalb bzw. im Randbereich von Wohngebieten errichtet wurden, fügt sich in ein bekanntes Schema ein.

Brandgrab (Bustum) mit Leichenbrand und Lampe als Beigabe. (Foto: Stadtarchäologie Wien/M. Mosser)

Neugierig geworden? Mehr erfahren Sie in unserem Buch:

Reinhold Schachner
mit Beiträgen von Michaela Binder und Sigrid Czeika
Ein Grabbezirk im östlichen Randbereich der Zivilsiedlung von Vindobona
Monografien der Stadtarchäologie Wien 10 (Wien 2018)
29,7 x 21 cm. Kartoniert.
167 Seiten mit zahlr. Abb.
EUR 38,–
ISBN 978-3-85161-187-8
E-Book (pdf) EUR 32,–
ISBN 978-3-85161-188-5