3-D-Puzzles der anderen Art

Autorin: Sigrid Czeika

Die Tätigkeit innerhalb des Fachbereiches der Archäozoologie umfasst nicht nur das Bestimmen von Tierresten, deren Auswertung und Interpretation, sondern benötigt auch einiges Fingerspitzengefühl und manchmal sehr viel Geduld. Letztere ist besonders beim Restaurieren gefordert und zwar dann, wenn eines der „3-D-Puzzles“ auftaucht.

Der Teil eines Rinderschädels in situ bei der Ausgrabung eines römerzeitlichen Grabbezirks.

Bei der Bergung von Tierresten auf einer archäologischen Ausgrabung sind oft rasche Entscheidungen nötig. Knochen sehen häufig robust aus, doch das kann trügerisch sein. So werden manchmal keine besonderen Vorkehrungen getroffen oder können keine getroffen werden, um einen Knochen heil zu bergen. Auch wenn das anhaftende Sediment recht fest ist und im Sinne einer Stabilisierung großzügig mit abgetragen wird, kann es passieren, dass am Ende Bröseln rauskommen: Das Sediment hält nicht, die Knochen sind mürber als gedacht, der ganze Brocken zerfällt samt Knochen beim Transport, durch Austrocknung oder beim Versuch, die Skelettreste vom Sediment zu trennen.

Wie er bereits gereinigt ankam.

Anders als bei den netten Puzzles aus Schaumstoff und Karton mit ihren hübschen Motiven und zusammenpassenden Teilen kann es sein, dass sich die entstandenen Fragmente schlecht oder auch gar nicht mehr zusammenfügen lassen. Je nach Größe der Teile und der Lage der Bruchstellen ist dem „Puzzlespieler“ dann das Glück mehr oder weniger hold. Zudem braucht es auch profunde anatomische Kenntnisse, denn die Teile wollen nach ihrer natürlichen Gesetzmäßigkeit wieder zusammengefügt werden.

Meist sind Schädelfunde davon betroffen. Ein Schädel ist aus flachen Knochen gebaut und weist einige „Sollbruchstellen“ auf – Stellen, an denen er verhältnismäßig leicht auseinanderbricht. Schädel sind aber auch sehr interessante Teile eines Skelettes, denn sie geben normalerweise viele Informationen her. Das Alter des Tieres kann anhand des Abkauungsgrades der Zähne abgeschätzt werden. Mit Hilfe der Gestalt des Schädels kann aber auch die Wuchsform und vielleicht sogar die Zugehörigkeit zu besonderen Züchtungen erkannt werden, sodass dieser Skelettteil für Archäozoologen sehr wertvoll ist.

Fünf Stunden später.
Noch viel später, das fertige Resultat.