Blumen gegen den Winterblues im Frühling?

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Blumentöpfe gehören nicht gerade zu den auffälligsten und aufsehenerregendsten Funden, die man sich vorstellen kann. Zumindest auf den ersten Blick will bei den meisten Betrachtern kein Funke überspringen. Man muss sich schon auf die Details einlassen. Welche Details ich meine?

Nun, da ist zum einen die Herstellungstechnik. Haben Sie gewusst, dass man Blumentöpfe früher nicht mittels einer Presse hergestellt hat, sondern ganz konventionell, so wie andere Keramik auf der Drehscheibe? Die so genannten Drehrillen zeigen nur deutlich, dass Blumentöpfe des 18. bis entwickelten 19. Jahrhunderts im wahrsten Sinn des Wortes Rotationskörper gewesen sind.

Abb.: Drehrillen auf Blumentöpfen aus der Grabung am ehemaligen Matzleinsdorfer Friedhof. (© Stadtarchäologie Wien/Fotos: Ch. Ranseder)

Gepresste Blumentöpfe des 20. und 21. Jahrhunderts hingegen haben eine glatte Oberfläche, ganz ohne rillenhafte Profilierung. Wenn wir schon bei der Profilierung sind: Glauben Sie nur nicht, dass alle Blumentöpfe gleich sind. Bei den scheibengedrehten Blumentöpfen des zwischen 1784 und 1874 benutzten Matzleinsdorfer Friedhofs haben sich nicht weniger als 11 verschiedene Randausformungen bei einer sehr überschaubaren Menge an Fundstücken herausarbeiten lassen. Ganz zu schweigen von dem schwerwiegenden Verdacht, dass man die Blumentöpfe schon damals in verschiedenen Größenklassen (ungefähre Durchmesser 10 cm, 15 cm und 20 cm) produziert hat.

Auch mit der Frage, von welcher Seite die Lochung gebohrt wurde, kann man sich beschäftigen, und irrt leicht auf den ersten Blick. Ein kleiner Tipp: die Verdrängung von lederhartem Ton hat zumeist konische Resultate – und ist nicht immer von „durchlöcherndem“ Erfolg gekrönt.

Abb.: Die Lochung – bzw. nicht-Lochung – von Blumentöpfen. (© Stadtarchäologie Wien/Zeichnungen: U. Eisenmenger-Klug)