Verspielte Delphine auf Bekrönungskacheln

Autorin: Christine Ranseder

Träumen Sie auch vom Meer? Das kühle Nass können wir natürlich nicht bieten, doch Delphine sind im Fundrepertoire vorhanden. Als dekorative Pärchen tummeln sie sich auf Bekrönungskacheln, die im Haus Judenplatz 8 zu Tage kamen.

Nur wenige derartige Kacheln sind bislang publiziert worden. Die nächstgelegenen Vergleiche zu den Wiener Funden stammen aus Eferding, Ledererstraße 16, und werden 1610/20 – um 1650 datiert.

Der Delphin war bereits in der Antike als Motiv beliebt. Er erscheint als Begleiter zahlreicher mythischer Meeresbewohner, vom Gott Poseidon bis zu den Nereiden, und wurden mit allerlei positiven Eigenschaften bedacht. Das gesellige Tier, das gerne mit Schiffen um die Wette schwamm, galt als Menschenfreund. Im frühen Christentum wurde der Delphin als Symbol übernommen, verschwand jedoch im Mittelalter wieder von der Bildfläche. Erst in Renaissance und Barock avancierte er erneut zum beliebten Dekor. Von naturalistischer Wiedergabe waren die Delphindarstellungen jedoch weit entfernt. Ganz im Gegenteil, seine Gestalt beflügelte die Fantasie. Dafür sind die Bekrönungskacheln aus Haus Judenplatz 8 ein gutes Beispiel – die kräftig geschuppten Delphine beeindrucken mit Pfauenschwanz, Entenschnabel oder Blätterkamm.

Fragmente einer Bekrönungskachel mit Delphin. (Foto: Stadtarchaeologie Wien/Christine Ranseder)
Fragment einer Bekrönungskachel mit Delphin. (Foto: Stadtarchaeologie Wien/Christine Ranseder)