Autorin: Christine Ranseder
Kaum war unser Buch Napoleon in Aspern. Archäologische Spuren der Schlacht 1809 in der Druckerei, kam wieder ein Grab, das mit dieser Schlacht in Verbindung steht, zu Tage. Das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn die Erdarbeiten auf dem Areal der Seestadt Aspern sind noch lange nicht abgeschlossen.
Die letzte Ruhestätte von drei gefallenen Soldaten war in Lauf der Zeit durch die Beackerung des Bodens stark in Mitleidenschaft gezogen worden, sodass nur noch ein seichter Rest der Grabgrube erhalten geblieben war. Ein Pflug, dessen Spuren noch als Erdverfärbungen zu erkennen waren, hatte Knochen aus dem Skelettverband gerissen und zum Teil recht weit verschleppt. Ursprünglich waren zwei der Toten Fuß an Kopf, also gegengleich, auf dem Bauch liegend bestattet worden. Ein dritter Leichnam wurde im Westteil der Grube ebenfalls in Bauchlage deponiert.
Aus heutiger Sicht mag dieser wenig respektvolle Umgang mit den Gefallenen verstören. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass sich die Bevölkerung nach der Schlacht am 21./22. Mai 1809 mit einer verschärften Notlage konfrontiert sah. Die Ortschaften Aspern und Essling waren verwüstet, ihre Bewohner hatten nahezu alles verloren. Der Rückzug der Truppen ging nur schleppend voran. Die Verwundeten mussten in die Lazarette gebracht werden. Währenddessen verströmten die am Schlachtfeld verbleibenden Leichen der gefallenen Soldaten den Gestank der Verwesung. Seuchengefahr drohte und die Aufräumarbeiten wurden durch die Nachwirkungen eines Hochwassers zusätzlich erschwert. Wochen vergingen, bis der Großteil der Tausenden Toten in die umliegenden Friedhöfe gebracht war. Es wurden aber auch Bauern und Bettler gezwungen, Leichen direkt am Schlachtfeld zu begraben.
Natürlich drängt sich die Frage auf, welcher Armee die Soldaten einst angehört hatten. Leider konnten aus dem Grab nur einige schlecht erhaltene Knöpfe geborgen werden. Sie befanden sich nicht mehr an ihrer ursprünglichen Position, sondern waren – wie die Knochen – verlagert. Die Zuordnung zu einem bestimmten Kleidungsstück der Uniform ist daher nicht mehr möglich. Auch die Frage, wie viele der drei Soldaten bekleidet beerdigt wurden, lässt sich nicht mehr klären.
Die acht kleinen Scheibenknöpfe aus Buntmetall mit angelöteter Drahtöse tragen weder eine Regimentsnummer noch eine Verzierung. Sie könnten daher von Uniformen der österreichischen Armee stammen. Französische Knöpfe sind in der Regel mit Regimentsnummern oder Symbolen – wie z. B. Kürass und Helm für das Corps du génie – versehen und haben meist eine vierarmige Öse.
An den Uniformen der österreichischen Armee saßen kleine Scheibenknöpfe paarweise an den Ärmelaufschlägen sowie einzeln an den Taschen des Rocks. Auch als Verschluss des Gilets fanden sie Verwendung. Die Knöpfe aus dem im Frühjahr 2017 aufgedecktem Grab geben sich durch Unterschiede in Drahtstärke, Ansatz, Rundung und Platzierung der Öse als Handarbeit zu erkennen. Sie sind wenig sorgfältig gearbeitet und vier der Knöpfe weisen auf ihrer Rückseite eine großzügige Menge an Lot auf.
Darüber hinaus wurden zwei fünffach gelochte Beinknöpfe gefunden. Ihre Oberseite ist zum Schutz des Fadens vertieft, die Kanten wurden zum leichteren Zuknöpfen gerundet. Das bei der Befestigung des Knopfes in der Regel ignorierte Mittelloch entstand bereits beim Drehen der Vorder- und Rückseite, die eigentlichen Löcher zum Annähen wurden in einem eigenen Arbeitsschritt gebohrt. Derartige Knöpfe waren als Verschluss von Unterwäsche beliebt, weil sie den Stoff der häufig gewaschenen Kleidungsstücke nicht verfleckten.
Der Nagel könnte von einem Schuh stammen. In beiden Armeen wurden die Sohlen der Schuhe von Fußtruppen mit zahlreichen eisernen Nägeln beschlagen, um die Abnutzung zu verzögern.