Autorin: Ingeborg Gaisbauer
Zwischen den Kirchen St. Peter und St. Stephan liegt dicht an dicht Wiener Stadtgeschichte von den Römern bis ins Mittelalter nur knapp unter der heutigen Straßenoberfläche. Römische Kasernenbauten wurden hier abgelöst von Strukturen der spätantiken Festungsstadt, im frühen Hochmittelalter entstanden sowohl im Bereich von St. Peter als auch St. Stephan die ältesten Bestattungsareale, von denen wir wissen. Unsere neueste Führung „Stadtarchäologie aktuell“ beschäftigt sich mit diesem geschichtsträchtigen Areal aus verschiedenen Blickwinkeln.
Auch wenn man das über den ganzen 1. Bezirk sagen könnte: Kaum ein Areal ist archäologisch-historisch so reich, wie die Südost-Ecke des ehemaligen Legionslagers. Vom Graben und vom Stephansplatz her begrenzt durch die Befestigung des Legionslagers, handelt es sich hier nicht nur um einen spannenden Randbereich der römischen Militäranlage, sondern auch um ein überraschend genutztes Areal in der Spätantike. In der nächsten Zeit wird sich der Stadtarchäologie Wien wieder eine Gelegenheit bieten, hier Künetten-Archäologie zu betreiben – Grund genug für ein neues Führungsprogramm!
Zum einen soll anhand von neuen Ausgrabungsergebnissen der Wandel vom Legionslager zur spätantiken Festungsstadt nachgezeichnet werden. Hinweise auf ziviles Handwerk in ehemaligen Kasernenbauten geben hier ebenso Aufschluss wie gravierende bauliche Veränderungen.
Zum anderen soll die neuerliche Nutzung des Areals im Mittelalter thematisiert werden und die möglicherweise sehr unterschiedlichen Herangehensweisen im 11. und 12. Jahrhundert. Während im frühen Hochmittelalter die Nutzung als Bestattungsplatz im Vordergrund stand – die Hinweise auf eine Siedlung fehlen weitgehend –, kam es mit dem Eintreffen der Babenberger zu gewaltigen Bau- und Umbaumaßnahmen. Ein deutliches Anwachsen des mittelalterlichen Fundmaterials ab dem späten 11. Jahrhundert bezeugt anschaulich sowohl eine bauliche Auseinandersetzung mit dem ganzen Gebiet als auch ein Bevölkerungswachstum.

Alte Hausnamen wie „Eisgrübel“ erzählen von frühneuzeitlichen baulichen Eigenheiten, Straßennamen berichten von Handwerkstätigkeit und mehr, bis dieses Grätzl im 18.−19. Jahrhundert sein derzeitiges Gepräge bekommt. Diese letzten gravierenden Gestaltungsschritte sind es auch, die den Stephansplatz als solchen entstehen und alle oberirdischen Hinweise auf die Virgilkapelle verschwinden haben lassen.
Apropos Virgilkapelle als kleiner unterirdischer Nachbar von St. Stephan: Nicht zuletzt stellt sich im Schatten von St. Peter und St. Stephan die Frage nach dem Alter der jeweiligen Kirchenbauten … und damit ganz nebenbei auch nach dem Anfang mittelalterlicher Siedlungstätigkeit in Wien im Allgemeinen.
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