Autorin: Ingeborg Gaisbauer
Was können ein Topf und ein Ziegel gemeinsam haben, außer dass es sich bei beiden im weiteren Sinne um Produkte aus gebranntem Ton handelt? Wenig, außer sie wurden mit demselben speziellen Hintergedanken gefertigt: Hitzebeständigkeit!
Bedenkt man, dass im weiteren Umfeld von Wien weit und breit keine Graphitvorkommen existieren, ist es schon beachtlich, wie oft einem dieser Rohstoff im Geschirr dieser Stadt begegnet. Der Klassiker, wenn es sich um graphithaltige Keramik handelt, ist wohl immer noch der Kochtopf. Schon in der Urgeschichte findet sich Graphit in solchen.
Die Römer kommen dann für einige Jahrhunderte ganz ohne den grauglänzenden Zuschlag aus, aber spätestens im 9./10. Jahrhundert wird wieder eifrig mit Graphit gemagert. Was den Graphitgehalt im Geschirr anbelangt, übertreibt man bis ins beginnende Spätmittelalter etwas. Mit einem Kochtopf des Hochmittelalters lässt sich durchaus schreiben, was eindeutig über das kochtechnische Ziel hinausschießt. Experimente und Erfahrungswerte führen hier spätestens im 14./15. Jahrhundert zu einer Reduktion im Sinne des nicht mehr ganz so angegrauten Inhalts. Nebenbei: Graphit ist ungiftig. Diverse Verfärbungen der gereichten Speisen waren also vollkommen harmlos.
Nicht sparen durfte man mit der hilfreichen Magerung, wenn nicht das Abendessen das eigentliche Ziel war, sondern die Anforderungen etwas spezieller wurden. Schmelztiegel, egal ob klein und für sehr edlen Inhalt bestimmt oder groß und mit der Herstellung von Kirchenglocken, Kanonen und der Befüllung betraut: um Graphit kam man nicht herum, um die entsprechenden Temperaturen meistern zu können.
Auch zum Verschönern im weiteren Sinne konnte man Graphit verwenden. So zeigen Kacheln ab dem 15. Jahrhundert immer wieder eine feine Graphitierung an der Außenseite, die sie in der Optik vermutlich Schmiedeeisen angleichen sollten.
Wenn man nun aber im größeren Rahmen mit der Auswirkung beachtlicher Befeuerung zu kämpfen hatte? Aus dem Gusshaus auf der Wieden kennen wir auch Ziegel, die aus hochprozentigem Graphitton gefertigt wurden. Bei diesen speziell in Passau bestellten Produkten, handelt es sich um einen Schutz gegen Hitze und Feuer, der einem gewöhnlichen Ziegel weit überlegen war. Und doch konnte es auch hier zu einem Ausbrennen kommen. Solche Fälle von akuter Überlastung sind dann nicht mehr elegant grauschwarz, sondern rangieren eher unter tiefrot.