Autorin: Sigrid Czeika
Nein, es geht hier nicht um Soldaten, die für Ehre, Ruhm und Vaterland ihr Leben auf dem Schlachtfeld ließen. Es handelt sich um Kreaturen, für die jene Begriffe keine Bedeutung haben. Pferde leisteten Kriegsdienst als 1809 die Heere von Frankreich und Österreich bei den heute zu Wien gehörenden Orten Aspern und Essling zum Kampf aufmarschierten.
Den Vorschriften für ihre Verwendung im Kriegsfall entsprechend ausgewählt, befanden sich die Tiere im besten Gebrauchsalter und wiesen die vorgeschriebenen Körpergrößen auf. Sie dienten als Zug-, Pack- und Reitpferde. Nach den Kampfhandlungen wurden die gefallenen Tiere, dort wo sie starben, einfach verscharrt. Ihre letzte Ruhestätte war aber nicht sehr ruhig, denn durch ihre Lage nahe an der Erdoberfläche setzten ihnen die Witterung und die Bewirtschaftung der Wiesen und Felder zu. Nun fehlen etliche ihrer Skelettelemente und die vorhandenen Knochen zeigen keine Spuren des Kampfes. Auch gibt keines der ausgegrabenen Skelette eine Todesursache preis. Munition, die häufig in der Nähe gefunden wurde, legt zwar nahe, dass diese der Grund für ihren Tod war. Schuss-, Stich- oder Hiebverletzungen können selbstverständlich auch tödlich sein, ohne Spuren auf Knochen zu hinterlassen. Aber vielleicht wurden manche Pferde gar nicht durch die Kampfhandlungen getötet. Von kräftezehrendem Dienst ermüdet, hungrig und durstig, Reiter und schwere Ausrüstung schleppend und vom ohrenbetäubenden Getöse des Kampfes irritiert, könnte das eine oder andere Tier auch während der Schlacht – verwundet oder nicht – erschöpft zusammengebrochen sein. Und harte Arbeit leisteten die Pferde. Vergrößerte und verformte Gelenkflächen der Knochen, beinern verstärkte Ansatzstellen von Sehnen und Muskeln aber auch Zahnveränderungen, die beispielsweise durch einen derben Umgang der Reiter hervorgerufen wurden, legen ein stilles Zeugnis über ihren schweren, lebensgefährlichen Dienst ab.