Kurzer Ausflug zu den Hernalser Legionsziegeleien

Autorin: Constance Litschauer

Erinnert sich  noch jemand an die sensationellen archäologischen Ergebnisse zur römerzeitlichen Ziegelproduktion in Hernals im Umfeld der Steinergasse? Eine aktuelle Künettenaufgrabung im Zuge von Gas- und Wasserrohrverlegungen in der angrenzenden Geblergasse ermöglicht es uns derzeit unser Wissen dazu zu vertiefen! Aufgrund der räumlichen Begrenztheit sind die Ergebnisse auf den ersten Blick zwar unspektakulär, für uns sind sie aber allemal zufriedenstellend – lassen sich doch einige Befunde und Schichten mit Altbekanntem vergleichen oder sogar gleichsetzen. Und wer weiß, was wir noch alles entdecken!

Blick ins Innere eines Ofens in der Steinergasse 16 und ein bisschen Schnee zur Abkühlung. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Im 17. Bezirk, in jenem Teil Wiens, der in römischer Zeit – genauer gesagt in der mittleren Kaiserzeit – als Zentrum der lokalen Ziegelherstellung für Vindobona durch das römische Militär angesprochen werden kann, sind im nahen Umfeld der Steinergasse/Geblergasse bisher nicht nur Reste von mehreren durchaus beeindruckenden Ziegelbrennöfen aus der Steinergasse 16 bekannt, sondern auch Teile der dazu gehörenden Infrastruktur.

Reste einer weiteren vergleichbaren Trockenhalle am unteren Bildende, die in der Steinergasse 17 im Jahr 2017 ausgegraben werden konnte (Orthofoto: © crazy eye)

Dies umfasst vor allem eine ebenfalls partiell angeschnittene Trockenhalle, die der Lufttrocknung der vorgeformten Ziegel vor dem eigentlichen Brennvorgang diente. Sie war von der Wende vom 1. zum 2. bis ins mittlere 3. nachchristliche Jahrhundert in Betrieb. Die Ansprache als Trockenhalle fiel nicht allzu schwer, da der Einbau ja in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Brennöfen gefunden wurde. Aber auch  die vielen Lagen aus Ziegel(bruch)steinen sowie der entsprechende Aufbau und die Ausmaße ließen den damals  aufgedeckten Einbau unschwer als solche identifizieren. Angetroffene Strukturen wie Pfostenlöcher, Mauergräbchen, Planierschichten und Nutzungshorizonte markierten damals  den nördlichen Bereich und die nördliche Begrenzung des Zweckbaus. Er konnte auf einer Länge von 12 m und einer Breite von 10 m ausgegraben werden, allerdings ließen sich noch keine endgültigen Schlüsse zur tatsächlichen Ausdehnung ziehen.

Das Westprofil der Künette zeigt nicht nur die Ziegellage, sondern darunter auch die zwei Gräbchen als Rest einer Mauer der Trockenhalle. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Unseren KollegInnen, die das Erdreich des 17. Bezirks bereits kannten, entgingen die prägnanten Schichten im Zuge der aktuellen Arbeiten natürlich nicht und sie fanden sich rasch auf einer Lage aus Ziegel(bruch) wieder. Diese kennzeichnete bereits bei den vorangegangenen Ausgrabungen im nahen Umfeld das Nutzungsende der Halle im mittleren 3. Jahrhundert und lässt sich durch die darin enthaltenen und teilweise gestempelten Ziegel zeitlich gut einordnen. Zugleich deckte die Schichteinheit mehrere Gräbchen ab, die den Baustrukturen der im Jahr 2012 neben den Ziegelöfen aufgedeckten Trockenhalle zuzuordnen sind und uns weitere Auskünfte zu deren Ausdehnung bieten. Sie zeigen, dass der aufgrund der neuen Ergebnisse tatsächlich rund 15 m tiefe Einbau nach 42 m in Richtung Süden noch nicht zu Ende ist, womit eine für den Zweck zu erwartende Länge von zumindest 50 m anzunehmen ist.

Stadteinwärts weisen die Künettenaufgrabungen zurzeit zwar keine Strukturen der Trockenhalle mehr auf, wir hoffen aber weiterhin auf Neues. Da das damals hergestellte Ziegelmaterial ja in den Siedlungsraum von Vindobona geliefert werden musste, stehen beispielsweise die Chancen gut, auch auf Straßenschotterungen zu stoßen. Aber auch völlig Überraschendes  ist derzeit nicht auszuschließen. Wir bleiben auf jeden Fall dran!