Lampen aus Vindobona – Eine zusammenfassende Vorlage der römischen Öllampenfunde

Autorin: Sylvia Sakl-Oberthaler

Die Idee, die römischen Öllampen aus Vindobona, die auf fast jeder römerzeitlichen Ausgrabung zum klassischen Fundrepertoire gehören, zusammenfassend vorzustellen, entstand bereits vor einigen Jahren. Für einen Lampenkatalog, der durch die ständig laufenden Grabungsprojekte der Stadtarchäologie immer weiter anwächst, erschien uns zu guter Letzt die Publikation in digitaler Form besonders geeignet, vor allem auch deshalb, weil sie ohne viel Aufwand aktualisiert werden kann.

Seit dem Jahr 2017 entsteht nun auf der Homepage der Stadtarchäologie unter der Rubrik „Funde online“ ein Katalog, der bisher ca. 750 römische Öllampen- und Lampenfragmente enthält. Dabei handelt es sich um die Funde aus den Ausgrabungen der Stadtarchäologie Wien zwischen 1967 und 2011. Neu vorgestellt werden hier auch die bereits 1967 von Alfred Neumann veröffentlichten Lampen aus der Sammlung des „Historischen Museums der Stadt Wien“ – heute „Wien Museum“.

Bei den Arbeiten am  Katalog stellte sich heraus, dass die bis heute bekannte Gesamtmenge von etwa 800 Fundlampen aus Vindobona, verglichen mit den Fundmengen an anderen Legionsstandorten, recht klein ist. Das liegt daran, dass der Großteil des römischen Siedlungsgebietes unterhalb des modernen Stadtkerns von Wien liegt. Dieser Umstand macht großflächige Ausgrabungen meist unmöglich. Ebenso konnte bislang nur ein unbedeutender Teil der römischen Gräberfelder freigelegt werden, in denen sicherlich zahlreiche vollständige Lampen zu erwarten wären.

Unter den Lampenfunden fällt aber – gewissermaßen als „Ausgleich“ dazu – eine bemerkenswerte Formenvielfalt ins Auge. Zu nennen sind hier ausgefallene, kostspielige Exemplare wie Bronze- und Eisenlampen, aufwändig gestaltete Einzelstücke oder Beleuchtungsgeräte wie metallene und tönerne Kerzenständer und – last but not least – sogar eine bronzene Laterne! Lampen für den Betrieb mit (Oliven-)Öl sind genauso vertreten, wie offene Formen, die für den Gebrauch mit dem billigeren Tiertalg geeignet waren.

Rekonstruierte Bronzelaterne; beide Fragmente stammen aus Ausgrabungen in der römischen Zivilsiedlung. (Reko/Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)
Die kleine weibliche Figur ist zugleich Griff und Verzierung einer „Sonderanfertigung“, die im Bereich der canabae legionis (Wien 1., Freyung) zum Vorschein kam. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)
Der Aufsatz in Form eines Blütenkelches gehörte zu einem bronzenen Kerzenständer. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)
Sogenannte „Tiegellampe“. Diese offenen Lampenformen waren für den Betrieb mit Tiertalg geeignet. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

„Leitform“ in Vindobona ist und bleibt aber – wie in Pannonien und den angrenzenden Provinzen üblich – die in Massenproduktion erzeugte „Firmalampe“, so genannt wegen ihres Firmenstempels am Lampenboden.

Der Hersteller der hier gezeigten Lampe hieß C(aius) DESS(ius). (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Zu den Lampen gesellen sich mittlerweile auch mehrere Lampenmodel, die beweisen, dass es in Vindobona Lampenwerkstätten gegeben haben muss.

Den umfangreichen, farbig bebilderten Katalogteil vervollständigen  Auswertungskapitel zu allen vorhandenen Lampenformen, in denen außer weiteren Details zu den Formgruppen auch alle derzeit bekannten Firmenstempel, Bildmotive sowie Einzelheiten zu den Fundorten zusammengestellt sind. Vielfältige Verlinkungen zwischen Katalog und Textteil sollen unseren LeserInnen die Benutzung erleichtern.