Lateinische Nacht in Wien!

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Sie waren selbstverständlich schon bei der „Langen Nacht der Museen“, an der „Langen Nacht der Kirchen“ haben Sie auch schon einmal teilgenommen, die „Lange Nacht der Forschung“ versteht sich von selbst. Aber: Kennen Sie die „nox latina“?

Nach einer längeren Pause ist es diesen April wieder soweit und in der Wiener Innenstadt findet – organisiert von der Initiative der Arbeitsgemeinschaft der Latein- und Griechischlehrer:innen – die „nox latina“ statt.
Vorträge, Workshops, Theateraufführungen und verschiedene Präsentationen laden dazu ein, sich mit der Antike in Wien, mit Latein und Griechisch, kurz und gut mit all den ebenso horizonterweiternden wie vergnüglichen Segnungen einer humanistischen Bildung zu beschäftigen.

Die Stadtarchäologie nimmt am Programm mit einer Führung teil. Dabei geht es von den Römern bis ins Mittelalter um Bestattungsbrauch und Lebensraumnutzung, aber auch um die für den/die Archäolog:in durchaus schwierige Aufgabe, aus schmalen Kabelkünetten die entsprechenden Informationen zu „extrahieren“, ohne dabei wie ein fatal selbstsicherer „Haruspex“ bei der Eingeweidebeschau zu klingen.

Blick in eine Künette für die künftige Fernkälte mit Ziegelkanal aus dem 19. Jahrhundert und römischem Torturmfundament am linken Rand der Künette. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Ich kann Sie beruhigen, bei dieser Führung wird jedenfalls nicht in den Eingeweiden eines Tieres gewühlt – persönlich waren mir die „Auguren“ mit ihren Vogelflugbetrachtungen ohnehin immer lieber, auch wenn mir das Vertrauen in die mantische Verlässlichkeit der Wiener Tauben etwas abgeht. Vielmehr geht es um die Abgrenzungen und Überschneidungen von Siedlungs- und Bestattungsareal und um die kulturellen und religiösen Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte gerade an dieser Fragestellung abarbeiten lassen – oder eben auch nicht.

Auch der/die seriöseste Archäolog:in steht manchmal auf dem mit Knochen durchsetzten Grund und Boden eines alten Totenackers und denkt bei sich: Wenn sie doch nur sprechen könnten!
Aber keine Sorge: Auch nigromantische oder gar nekromantische Initiativen müssen Sie in dieser Nacht nicht fürchten, wir werden nur dem archäologischen Ansatz frönen!

Also: „Raum für die Lebenden, Platz für die Toten! Bestattungstradition und Lebensraumgestaltung vom Legionslager Vindobona bis ins 12. Jahrhundert“ am 21. April ab 18:00 Uhr, Treffpunkt St. Ruprecht.