Autorin: Christine Ranseder
Unter den Funden aus der Währinger Straße 25A waren, wie bereits erwähnt, auch Bruchstücke von Keramik mit Schlickermalerei und Träufeldekor. Heute würden vermutlich Liebhaber des Landhausstils Gefallen an Tischgeschirr dieser Art finden.
Die stark stilisierten, manchmal recht grob ausgeführten Muster der um 1600 in Mode kommenden Malhornware waren sicher nicht jedermanns Geschmack. Der Gesamteindruck derartig verzierter Gefäße ist schon recht bunt und fröhlich. Die Muster wurden mit Schlicker aufgetragen. Um eine kontrollierte Linienführung zu ermöglichen, füllte man den feinen, mit Wasser aufgeschlämmten Ton in ein kleines Gefäß mit Tülle, das Malhörnchen. In den Töpferwerkstätten übernahmen übrigens oft Frauen das Bemalen der Gefäße. Im Fundmaterial aus der Währinger Straße 25A sind nur zwei Scherben in dieser Technik verziert. Sie stammen vermutlich von derselben Schüssel aus der zweiten Hälfte des 17./ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihre Schauseite ist farblich zonal gegliedert, die Fahne mit Fiederblättchen in Weiß und Grün unter einer braunen Wellenlinie verziert.
Eine weit weniger sichere Hand wurde für das Auftragen des Träufeldekors benötigt. Die Musterbildung blieb mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Weißer Träufedekor auf brauner oder grüner Glasur war vom 17. bis ins 19. Jahrhundert beliebt. Derartig dekorierte Teller fehlen auch in unserem Fundmaterial nicht.
Mit einem gewagterem Farbenspiel belebte einst ein Krug den gedeckten Tisch.
Die spröde Schönheit
Weitaus edler wirkt Geschirr aus Steinzeug, von dem ebenfalls einige Bruchstücke gefunden wurden. Das mit sehr hohen Temperaturen gebrannte Steinzeug konnte ausschließlich bei Tisch verwendet werden. Dank seines gesinterten Scherbens war es wasserdicht, bei erneutem Erhitzen ging es jedoch zu Bruch. Die ursprüngliche Pracht des blau bemalten Steinzeugs lässt sich an dem Fragment aus der Währinger Straße 25A allerdings nur noch erahnen. Nicht zuletzt weil die attraktiven Rosetten vollständig abgeplatzt sind. Derartiges Geschirr musste nach Wien importiert werden. Hergestellt wurde es im Westerwald und – etwas weiter nördlich – in Altenrath (Deutschland), aber auch in Raeren (Belgien). Gelegentlich lässt sich also auch archäologisch fassen, dass zumindest ein Hauch der weiten Welt und des stilvollen Speisens durch die Wiener Tischkultur wehte.