Datum: 03.10.2016 | Autor: Christine Ranseder
Rosenkränze, die den Toten um die gefalteten Hände geschlungen wurden, gehörten im 19. Jahrhundert zu den geläufigsten Beigaben. Es ist daher erstaunlich, dass aus den im Jahr 2005 untersuchten Schachtgräbern nur Reste eines einzigen Exemplars zutage kamen. Der Rosenkranz ist aus den Samen der Pimpernuss (Staphylea pinnata L.) gefertigt, das macht ihn zu einer Besonderheit.
Aus den von der Stadtarchäologie Wien untersuchten Gräbern des katholischen Matzleinsdorfer Friedhofs stammen vier Kreuzanhänger, aber keine einzige Medaille. Die schlichten Kreuzchen zeigen den gekreuzigten Christus, entweder als Prägung oder Relief, und sind an ihrem oberen Ende gelocht.
Im 19. Jahrhundert kam es im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und religiöser Erneuerung zu Veränderungen in der Praxis der katholischen Religionsausübung. Das Kreuz als wichtigstes christliches Symbol und Zeichen der Religionszugehörigkeit erfreute sich jedoch ungebrochener Beliebtheit. Davon zeugen auch die Produktionsmengen gepresster Kreuze. So stellte zum Beispiel die Knopffabrik des Joseph Metz in Wien um 1823 jährlich rund drei Millionen Stück her.
Kreuzanhänger fanden nicht nur als Bestandteil von Rosenkränzen Verwendung, sie wurden auch einzeln an Schnüren befestigt. Frauen trugen Kreuze als Halsschmuck, entweder an einer Kette unterschiedlicher Länge oder an einem den Hals eng umfassenden Samtband. Dies dürfte nicht zuletzt mit der weiblichen Sozialisation im 19. Jahrhundert, in der die Kirche eine größere Rolle spielte als bei den Männern, in Zusammenhang stehen.