Datum: 03.10.2016 | Autor: Christine Ranseder

Devotionalien konnten in sieben Gräbern  des Soldatenfriedhofs nachgewiesen werden. Zumeist handelte es sich um einzelne Medaillen. Auffällig ist das Fehlen von Kreuzen.

Ein einziger  Rosenkranz

Aus Grab 8 wurden nicht nur zwei Medaillen sondern auch Teile eines gekettelten Rosenkranzes geborgen. Insgesamt haben sich 28 kleine Avekugeln und drei große Paternosterkugeln aus Bein erhalten, die zum Teil noch auf Stabösen aus Draht aufgezogen waren.

Teile eines Rosenkranzes mit Beinperlen.
Teile eines Rosenkranzes mit Beinperlen.

Der Rosenkranz spielte nicht nur eine bedeutende Rolle in der christlichen Andachts- und Gebetspraxis, sondern war auch als Zeichen der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, symbolträchtige Gabe, Amulett und aussagekräftiges Schmuckstück von Bedeutung. Nicht zuletzt ließen die Materialien, aus denen er gefertigt war, Rückschlüsse auf Vermögen und Status zu. Die Masse der Rosenkranzperlen bestand allerdings aus Holz oder Bein, das auch gefärbt sein konnte. Im 18. Jahrhundert wurden oft Glasperlen verwendet.

Die Fragmente des Rosenkranzes aus Grab 8 können als Beispiel für die von den Paternosterern hergestellte Massenware angesehen werden, die von Paternosterhändlern und Straßenverkäufern vertrieben wurde. Johann Christian Brand, „Betenkrämer“, 3. Auflage 1798. (Wien Museum, Inv.-Nr. 97.225/40)
Die Fragmente des Rosenkranzes aus Grab 8 können als Beispiel für die von den Paternosterern hergestellte Massenware angesehen werden, die von Paternosterhändlern und Straßenverkäufern vertrieben wurde. Johann Christian Brand, „Betenkrämer“, 3. Auflage 1798. (Wien Museum, Inv.-Nr. 97.225/40)
Medaillen für jede Lebenslage

Von den sieben erhaltenen Medaillen zeigen vier eine Darstellung Marias. Die Marienwallfahrt wurde im Zuge der Gegenreformation von der Kirche und den Habsburgern, die Maria als Magna Mater Austriae zur Schutzpatronin erkoren hatten, gefördert. Das Wallfahrten fand so großen Anklang bei der Bevölkerung, dass Kaiser Joseph II. (1741–1790) das Wallfahrtswesen im Zuge seiner Reformen schließlich ab dem Beginn der 1770er Jahre rigoros einschränkte.

Medaille mit Krönung Mariens durch die Heilige Dreifaltigkeit. Die Darstellung der Arma Christi diente als Andachts- und Heilsbild, das unter anderem vor einem unvorbereiteten Tod schützen sollte.
Medaille mit Krönung Mariens durch die Heilige Dreifaltigkeit. Die Darstellung der Arma Christi diente als Andachts- und Heilsbild, das unter anderem vor einem unvorbereiteten Tod schützen sollte.

Auffällig an den Funden aus dem Soldatenfriedhof ist, dass die Männer über die Marienverehrung hinaus Medaillen mit Abbildungen von Heiligen und Motiven wählten, die Schutz vor Kugeln und einem unvorbereiteten Tod sowie in Notlagen/Kriegsnot versprachen.

Wallfahrtsmedaille. Gnadenbild von Maria Zell und hl. Johannes von Nepomuk, der auch gegen üble Nachrede schützte.
Wallfahrtsmedaille. Gnadenbild von Maria Zell und hl. Johannes von Nepomuk, der auch gegen üble Nachrede schützte.
Wallfahrtsmedaille. Gnadenbild von Einsiedeln und hl. Michael im Kampf mit dem Teufel.
Wallfahrtsmedaille. Gnadenbild von Einsiedeln und hl. Michael im Kampf mit dem Teufel.
Links: Medaille. Maria mit Jesuskind auf der einen, hl. Josef auf der anderen Seite. Rechts: Medaille. Hl. Antonius von Padua, der als Helfer in allen Notlagen galt, und hl. Petrus Regalado.
Links: Medaille. Maria mit Jesuskind auf der einen, hl. Josef auf der anderen Seite. Rechts: Medaille. Hl. Antonius von Padua, der als Helfer in allen Notlagen galt, und hl. Petrus Regalado.
Kapsel mit Klosterarbeit unter Glas. Sie wurde vermutlich ursprünglich in einem Stoffbeutel am Körper getragen. Die hauptsächlich in Frauenklöstern angefertigten Kunsthandwerke aus Gold- und Silberdrähten, Seide, Perlen, Pailletten, Papier, Glas- und Halbedelsteinen etc. erlebten im 17. und 18. Jahrhundert eine Blütezeit. Man schrieb ihnen schützende Kräfte zu, so sollten sie unter anderem Jäger und Soldaten vor tödlichen Kugeln bewahren.
Kapsel mit Klosterarbeit unter Glas. Sie wurde vermutlich ursprünglich in einem Stoffbeutel am Körper getragen. Die hauptsächlich in Frauenklöstern angefertigten Kunsthandwerke aus Gold- und Silberdrähten, Seide, Perlen, Pailletten, Papier, Glas- und Halbedelsteinen etc. erlebten im 17. und 18. Jahrhundert eine Blütezeit. Man schrieb ihnen schützende Kräfte zu, so sollten sie unter anderem Jäger und Soldaten vor tödlichen Kugeln bewahren.

Eine Bruderschaftsmedaille legt nahe, dass die Angst vor dem Tod von der Sorge um das Seelenheil begleitet war. Die Zugehörigkeit zu einer Bruderschaft brachte, neben sozialen Kontakten und gemeinschaftlichen Erlebnissen, Ablässe zu Lebenszeit sowie die Gewissheit, dass auch für verstorbene Mitglieder Messen gelesen wurden.

Medaille der Bruderschaft der allerheiligsten fünf Wunden Christi Jesu, die von 1728 bis 1783 mit dem in der Kirche der Trinitarier in der Alser Straße aufgestellten „Ährenkreuz“ verbunden war.
Medaille der Bruderschaft der allerheiligsten fünf Wunden Christi Jesu, die von 1728 bis 1783 mit dem in der Kirche der Trinitarier in der Alser Straße aufgestellten „Ährenkreuz“ verbunden war.
Anhänger. Auf einer Seite sind im ovalen Rahmen die Symbole der fünf Wunden Christi (Herz im Strahlenkranz, Füße, Hände) zu erkennen.
Anhänger. Auf einer Seite sind im ovalen Rahmen die Symbole der fünf Wunden Christi (Herz im Strahlenkranz, Füße, Hände) zu erkennen.