Datum: 14.11.2016 | Autor: Sylvia Sakl-Oberthaler, Christine Ranseder
„Der Tag, an dem die Asche im Mausoleum des Augustus beigesetzt wurde, war bald totenstill, bald durch Klagerufe unruhig; voller Menschen waren die Straßen, es leuchteten über das Marsfeld hin die Fackeln.“ (Tacitus, annales III 4)
Im Totenkult spielte Licht eine wichtige Rolle. Mit ihm erwies man den Verstorbenen die letzte Ehre. Zugleich schrieben die Römer dem Feuer von Fackeln und Lampen eine Unheil abwehrende Wirkung zu. Verstorbene wurden zunächst im Haus auf einem Totenbett aufgebahrt, das von Fackeln oder Lampenständern umgeben war. Beim anschließenden Leichenzug zu der an einer Ausfallstraße gelegenen Grabstätte wurden Fackeln mitgeführt. Bei Brandbestattungen entzündete man mit ihnen den Scheiterhaufen.
Die Öllampe gehörte zu den traditionellen Grabbeigaben der Römer. Sie sollte den Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits Licht spenden. Die Lampen wurden bei Brandbestattungen sowohl mitverbrannt als auch nachträglich ins Grab gestellt.
„Der Ärmsten leistete eine treu ergebene Dienerin Gesellschaft, die ebenso Tränen für die Trauernde hatte. Und wenn die im Grab aufgestellte Lampe ausgehen wollte, goss sie frisches Öl nach.“ (Petronius, satyricon 111, 3 ff.)
Bei Gedenkfeiern zu Ehren der Toten entzündete man Lichter, wie es auch auf unseren Friedhöfen üblich ist.
Mystisches Licht
Nicht nur Wohnhäuser, sondern auch Kulträume wurden beleuchtet. Dazu zählten die unterirdisch angelegten Mithrasheiligtümer. Die Inszenierung von Helligkeit und Dunkelheit spielte während der Zeremonien des Kultes eine wichtige Rolle. Ein Relief mit der Darstellung des von vielen römischen Soldaten verehrten Mithras weist auf das Vorhandensein eines Mithräums in Vindobona hin.