Datum: 08.06.2018 | Autor: Sabine Jäger-Wersonig, Christine Ranseder

Der bekannteste Held ist Herkules, auf dessen Abenteuer Darstellungen auf Terra Sigillata gerne anspielten.
Doch woran erkennt man Herkules? Er wird nackt mit dem Fell des nemeischen Löwen dargestellt. Nicht fehlen darf seine Keule, die er bedrohlich schwingt oder auf die er sich nach getaner Arbeit erschöpft stützt.
Herkules Taten und seine Tapferkeit boten die Möglichkeit, sich mit ihm zu identifizieren. Auch seine Trinkfreudigkeit, seine außerehelichen Verhältnisse und seine Gewaltbereitschaft lieferten Gesprächsstoff.

Herkules auf die Keule gestützt. Gipsabguss. | Herkules in Rückenansicht. (Fotos: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Herkules war der Sohn von Jupiter und Alkmene. Juno, die Gattin Jupiters, hasste Herkules deshalb. Die erste Möglichkeit ihm zu schaden, bot sich früh. Indem Juno die Geburt des Herkules verzögerte, brachte sie ihn um sein Recht auf den Thron von Mykene.
Als Herkules acht Monate alt war, schickte Juno zwei Schlangen, um ihn zu ermorden. Er tötete beide. Auf Terra Sigillata wird Herkules dabei als Erwachsener dargestellt.

Herkules kämpft mit Junos Schlangen. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Noch in sehr jungen Jahren heiratete Herkules Megara, ermordete jedoch die gemeinsamen Kinder in einem Anfall von Wahnsinn. Um sich von der Blutschuld zu reinigen, ging er zu Eurystheus, der ihm zwölf vermeintlich unlösbare Arbeiten auftrug.

Die erste Aufgabe war, den nemeischen Löwen zu töten. Herkules ringt den Löwen mit bloßen Händen nieder. Der Körper des Helden ist deutlich größer dargestellt als jener der Bestie. Damit wird der Sieg bereits vorweggenommen.

Herkules ringt mit dem nemeischen Löwen. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Das zweite Ungeheuer, das Herkules erlegen musste, war die lernäische Hydra. Diese mehrköpfige Schlange lebte bei einer Quelle und bedrohte die Bewohner der umliegenden Siedlungen.
Im Kampf gegen die Hydra hatte Herkules Hilfe. Dargestellt ist er jedoch immer alleine. Die Schlange wirkt gegen den Helden recht klein und hat nur einen Kopf.

Herkules kämpft mit der lernäischen Hydra. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Als dritte Tat fing Herkules die kerynitische Hirschkuh ein.
Vom Einfangen des erymantischen Ebers wurde als vierte Tat berichtet.
Die entwürdigende fünfte Tat bestand im Ausmisten der Rinderställe des Augias.
Als sechste Tat musste Herkules die stymphalischen Vögel töten.
Als siebente Tat verlangte Eurystheus das Einfangen des kretischen Stiers.
Die menschenfressenden Rosse des Diomedes zu zähmen war die achte Tat.
Das Herbeibringen des Gürtels der Amazonenkönigin Hipollyte war die neunte Tat.
Um für seine zehnte Tat an die Rinderherden des Geryon zu gelangen, erschlug Herkules den Riesen.
Als elfte Tat pflückte Herkules die goldenen Äpfel der Hesperiden.

Für die zwölfte Tat schickte Eurystheus Herkules in die Unterwelt. Er sollte Cerberus, den mehrköpfigen Hund, holen. Herkules schaffte das scheinbar Unmögliche, siegte über den Tod und kehrte zu den Lebenden zurück. Auf der Terra Sigillata hat der Hund zwei Köpfe und die Größe eines kleineren Jagdhundes.

Herkules und Cerberus. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Nach der zwölften Aufgabe war Herkules Schuld getilgt und der Held konnte ausruhen. Auf Terra-Sigillata-Fragmenten ist der Moment der Müdigkeit eingefangen.

Der müde Herkules stützt sich auf seine Keule. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Am Ende seines Lebens heiratete Herkules Deianeira. Durch eine List irregeführt, tötete diese in ihrer Eifersucht schließlich ihren Mann. Statt in die Unterwelt zu gehen, wurde Herkules auf den Olymp entrückt und versöhnte sich sogar mit Juno.