Autorin: Ingeborg Gaisbauer
Es ist nun schon ein paar Wochen her, seit wir das letzte Mal „Neues“ über „Altes“ aus der Tuchlauben zu bieten hatten: Höchste Zeit, Sie auf den neuesten Stand zu bringen und ein paar interessante Schichten und Funde von den Römern bis ins beginnende Hochmittelalter zu präsentieren.
Römische Lehmziegel – spätantike Aktivitäten
Über das Prinzipiagebäude in der Tuchlauben, auf der Seite der ungeraden Nummern im Bereich Tuchlauben 17, ist ja einiges bekannt, schwieriger war es dagegen immer mit der gegenüberliegenden Seite der Straße. Die Künettenarbeiten der letzten Zeit haben hier allerdings einige interessante Details ans Licht gebracht.
Unter anderem wurde ein römisches Bruchsteinmauerfundament (Befund 110) mit einer nördlich anschließenden Wandheizung (Befund 112) ausgegraben. Zu welcher Art von Gebäude diese doch qualitativ hochwertige Wandheizung gehört haben mag, wird die genauere Auswertung zeigen.
Ursprünglich war über dem Steinfundament eine Lehmziegelmauer, die irgendwann nachantik ins Rauminnere verstürzt sein dürfte. Dieser Lehmziegelversturz (Befund 111) dürfte dann direkt von mittelalterlichen Schichten überlagert worden sein. Bei der ersten dieser Schichten handelte es sich um die so genannte Schwarze Schicht, die mehr oder weniger deutlich ein paar Mal während dieser Künetten-Betreuung gesichtet wurde (z. B. Befund 98).
„Schwarze Schichten“
Geht es um den Bereich zwischen römischen und mittelalterlichen Befunden, stolpert man unabwendbar über den Begriff der „Schwarzen Schicht“, ein zumeist recht „dunkler“ Befund, der in den letzten Jahren meist als Bodenbildungsschicht vor der mittelalterlichen Besiedlung angesprochen wurde. Der Fundreichtum in dieser Schicht, von der Keramik bis zum Tierknochen, spricht dagegen. Der Entstehungszeitraum dürfte nicht die Zeit vor der mittelalterlichen Besiedlung, sondern eben die Zeit der ersten mittelalterlichen Aktivitäten selbst sein. Um einen sehr verlässlichen Kandidaten für dieses Phänomen handelt es sich bei Befund 59, und hier konnten auch ein paar Keramikfragmente (Inv.-Nr. MV 92.440) geborgen werden, die am ehesten ins 10./11. Jahrhundert datiert werden können. Beide Stücke sind graphitgemagert. Der Rand ist sehr einfach ausgeformt, abgestrichen und das Gefäß wurde auf einer drehbaren Unterlage nachbearbeitet.
Aufräumen angesagt?
Einige hochmittelalterliche Planierungen mit Bauschutt wurden ebenfalls aufgedeckt,
Befund 37 ist eine solche. Die keramischen Funde (Inv.-Nr. MV 92.432), wiederum ein Wandstück und ein Randstück, sind leider nicht besonders groß erhalten und dürften beide ins 11. Jahrhundert zu datieren sein.
Darüber wurde dann weiter planiert und der Grund aufbereitet, wie Befund 66 und die Keramik dazu, jetzt eindeutig aus dem ausgehenden 11./Anfang 12. Jahrhundert, zeigen.
Um eine ganz ähnliche Planierung scheint es sich bei Befund 85 und den zugehörigen Funden (Inv.-Nr. MV 92.450) zu handeln. Diese Funde dürften wieder etwas älter sein und eher in die 1. Hälfte bis Mitte des 11. Jahrhunderts datieren.
Während also Keramik wie jene aus Befund 66 eher an Baumaßnahmen des ausgehenden 11. Jahrhunderts denken lässt, stehen Stücke wie Inv.-Nr. MV 92.450 aus Befund 85 oder Inv.-Nr. MV 92.440 aus Befund 59 datierungsmäßig eher der einzelnen Bestattung aus der Tuchlauben/Ausgang Steindlgasse nahe, da sie eher der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, vielleicht auch dem ausgehenden 10. Jahrhundert zuzuordnen sind. Zur Lage der Bestattung siehe den ersten Beitrag der Tuchlauben-Serie: Von römischen Säulenhallen und mittelalterlichen Lauben.
All diese Funde sind dem Erhaltungszustand nach verlagert, also vermutlich einiges älter als die Befunde, in denen sie ergraben wurden. Während die Befunde also eher der ersten mittelalterlichen Siedlungsvorbereitung entstammen dürften, stehen einige der Fragmente durchaus noch in einer älteren Tradition.
Eine genauere Aufarbeitung wird uns mehr sagen!