Die Fotos für die Installation „Aneignung“ entstanden 1999 auf dem Gelände des Aspangbahnhofs. [c] Ute Stipanits und Bernhard Münzenmayer-StipanitsExkursion mit Mag. Michaela Müller

Hintergrund: Vor allem in den letzten Jahrzehnten führte die Stadtarchäologie Wien verschiedene archäologische Grabungen und Untersuchungen durch, die Berührungspunkte mit besonders traurigen Kapiteln der Geschichte hatten. So brachten Ausgrabungen in der Inneren Stadt, am Judenplatz (in den Jahren 1995 bis 1998) nicht nur Teile des römischen Legionslagers an Tageslicht, sondern auch die spätmittelalterliche Synagoge. Anlass für die Grabungen war die Errichtung eines Mahnmals für die in der NS-Zeit ermordeten, vertriebenen und gefolterten Menschen.

Wanderung: Wir besuchen gemeinsam einige Orte, die für die Stadtgeschichte der jüngeren Vergangenheit schmerzvoll und prägend gewesen sind. An den ausgewählten Orten fanden archäologische Grabungen statt, die zur umfassenderen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte führten.

Diesmal möchte ich am ehemaligen Flugfeld Aspern bei der Seestadt (U2 Ausgang Seestadtstraße) starten. Nach einem Überblick über die Grabungsstellen vor Ort, können wir zehn Minuten zu den hölzernen Gedenkstegen wandern. Die Brücken führen in einen Gedenkwald, den man von Schulkindern anlegen ließ, bevor die Stadtpolitik beschloss, würdige Denkmale für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft errichten zu lassen.

Am Judenplatz erzähle ich über die Erforschung der 1421 zerstörten Synagoge und das Holocaust-Mahnmal von Rachel Whiteread.

Nach einer Mittagspause mit Gelegenheit zur Stärkung und zu persönlichen Gesprächen in einem Gasthaus geht es weiter zum Mahnmal beim ehemaligen Aspangbahnhof. Hier leitete ich die Ausgrabungen auf den westlichen Bauplätzen. Wir fanden von der römischen Zivilsiedlung nur ein paar Gruben, im Osten Grabanlagen und Töpfereibetriebe. Mich faszinierte vor allem das 2. Hafenbecken des Wiener Neustädter Kanals und die Transportmöglichkeiten auf der Wasserstraße. Wichtig ist aber auch die Geschichte des Aspangbahnhofs, der sich südlich der Aspangstraße befand.

Auf unserem Weg zum prachtvollen Jugendstilbau, der Otto-Wagner-Kirche, passieren wir die „Gedenkstätte Steinhof“ und das Mahnmal für die Opfer am Spiegelgrund. Auf dem Spitalsgelände wurden Kinder und Jugendliche in der NS-Zeit äußerst grausam behandelt. Im Jahre 2001 führte Ute Hofmeister für die Wiener Stadtarchäologie östlich der Kirche am Steinhof eine Suchgrabung durch.

Die Exkursion endet  bei der Kirche am Steinhof – SMZ Baumgartner Höhe. (Autobus 48A).