Autorin: Ursula Eisenmenger
Große Dinge, große Fragen. Kleine Dinge, noch größere Fragen….
Im Fundmaterial der Grabung Hanuschgasse 3, Wien 1, kam ein Stückchen Keramik römerzeitlicher Datierung zu Tage. Glasiert (die goldgelbe Glasur ist primär in der mittleren Kaiserzeit zu finden) und mit Henkelrest hat es zu einigen Diskussionen und Hypothesen geführt.
Eine Lampe war eine der ersten Vermutungen, doch mit kleinem Durchmesser befand sich die Standebene des Bodens über dem Verlauf des Henkels. Ein Henkel, der unter die „Gürtellinie“ geht? Dann vielleicht ein Deckel, wenn das Stück umgedreht wird. Doch der Boden spricht optisch dagegen. Die Bodenfläche war nicht als Schauseite gedacht, wie ein Rest der erhaltenen, begriesten Unterseite belegt, und konnte daher auch nicht umgedreht zum Deckel werden.
In diversen Museen in London, in Pergamon/Bergama in der Türkei oder in Amsterdam werden ähnliche Objekte präsentiert, jedes durchaus ein Unikat, doch in der Grundzusammensetzung ziemlich gleich: Lampen oder Lampenständer werden mit Räuchergefäßen zusammengefügt und bilden so eine dekorative Einheit der Erleuchtung und des Opferns – turibulum et lucerne.
Ein Beispiel, gefunden in Tunesien, kommt unserem Fragment sehr nahe: Auf einer großen Lampe waren zwei kleine Lampen montiert und dann ein Schälchen mit Henkel, der „unter die Gürtellinie“ zur großen Mutterlampe führt.
Leider ist, wie oft in der Sekundärliteratur, die Benennung eines Objektes nicht einheitlich: So findet sich das wunderschöne Vergleichsexemplar unter „mehrflammiger Motivleuchter“ bzw. unter „lampstand/incense-burner“.
Diese Artefakte datieren hauptsächlich in das 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. und es werden ihnen zwei Hauptherstellungsgebiete zugewiesen, die römischen Provinzen Asia Minor (z. B. in Knidos) und Tripolitania (Cyrene oder Sabratha).
Zuletzt sei angemerkt, dass hier ein Lösungsvorschlag geboten wird; es wäre durchaus möglich, dass es sich auch um ganz etwas anderes handelt, das sich jedoch unter der Unvollständigkeit verbirgt.