Ein Topferl fürs Gackerl?

Autorin: Christine Ranseder

Für alle, die des Wienerischen nicht mächtig sind: ein Nachttopf. Denn um die Bruchstücke eines solchen handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit. Für diese Funktionszuweisung sprechen der elegant nach außen gebogene Rand und dessen Verzierung an der Innenseite. Gefunden wurden die Bruchstücke des an das Ende des 19. Jahrhunderts datierenden, unentbehrlichen Gefäßes am Pius-Parsch-Platz (Wien 21).

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Fliesen bringen Farbe ins Leben

Autorin: Christine Ranseder

Gemusterte Fliesen aus der Zeit von ca. 1860 bis 1920 sind in Wien ein schwindendes Kulturgut. Den Abriss von Häusern überleben sie nur selten, da historische Baustoffe kaum wiederverwendet werden. Auch im Zuge der Sanierung von alten Gebäuden werden die vorhandenen originalen Fliesen oft durch moderne Produkte in eintönigem Weiß oder Beige ersetzt. Fast unbemerkt geht diese Erosion des Bestandes, der kaum erforscht ist, vonstatten. Fehlendes Bewusstsein für den Wert der materiellen Kultur einer Vergangenheit, die nicht allzu weit zurück liegt, ist jedoch nichts Neues. Massive Verluste an historischer Bausubstanz waren europaweit bereits im 20. Jahrhundert zu beklagen – nicht nur durch die von zwei Weltkriegen verursachten Schäden, sondern auch durch rücksichtslose Modernisierungen aller Art. Es verwundert daher kaum, dass im städtischen Umfeld bei Ausgrabungen gelegentlich auch sehr junge Objekte, wie die erwähnten Fliesen, geborgen werden. Einige attraktive Exemplare, die von verschiedenen Fliesenböden stammen, befanden sich im Fundmaterial vom Pius-Parsch-Platz.

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Spargelglocken: Die Kunst Gemüse zu quälen

Autorin: Christine Ranseder

Spargel: Bleich soll er sein, zart im Biss und mild im Geschmack. Hohe Anforderungen an ein in seinem Aussehen wenig ansprechendes Gemüse. Sich selbst überlassen, reckt sich der Spargel gerne grün und ein bisschen wild im Wuchs der Sonne entgegen. Erst der Mensch diszipliniert ihn zur farblosen strammen Stange. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man bedeckt die Pflanzen mit Dämmen aus Erde oder man setzt über die Triebe, kaum lugen sie aus der Erde hervor, tönerne Glocken. Die Oberteile zweier solcher Spargelglocken kamen bei der Ausgrabung am Pius-Parsch-Platz zutage.

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Die Ausgrabung am Pius-Parsch-Platz: Von frommen Absichten und Wehrmachtskondomen

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Die Floridsdorfer Kirche „Zum heiligen Josef“ ist vermutlich nicht nur Liebhabern der Arbeiten von Robert Ullmann, der die großen Apostelfiguren am Kirchenportal geschaffen hat, ein Begriff.  Als allerdings diesen Sommer eine Ausgrabung neben der Kirche zwecks Bau einer Garage bevorstand,  war es natürlich nicht die bestehende Kirche aus den 1930er Jahren, der das Augenmerk galt. Die Archäologie liebt es ja bekanntermaßen wortwörtlich tiefgründiger zu forschen – in diesem Fall eine „aufgelegte Sache“, oder nicht? Immerhin ist hinlänglich bekannt, dass es einen 1836 errichteten Vorgängerbau St. Jacob gegeben hat, dessen Abriss den heutigen Pius-Parsch-Platz erst zu Wege brachte. Sogar eine noch ältere Kapelle – Grundsteinlegung 1801, 1809 zumindest teilweise abgerissen (zu Gunsten eines französischen Batteriestandes), in Folge gänzlich demoliert – dürfte es gegeben haben.  Genug (im) Grund also, um sich mit den Untiefen des Platzes zu beschäftigen.

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