Archäologische Beinarbeit

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Frei nach Franz Grillparzers „König Ottokar“ − „Noch mehr der Kronen?“ −  und umgelegt auf stadtarchäologische Belange: „Noch mehr der Toten!“
Gerade erst wurden wir mit Teilen des (früh)hochmittelalterlichen Friedhofs von St. Peter konfrontiert, da stellt der Michaelerplatz einiges an „Totenackerernte“ in Aussicht!

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Nicht militärisch, nicht zivil – die römischen „canabae legionis“

Autorin: Ursula Eisenmenger

Damit ist die Lagervorstadt gemeint, die sich um das Legionslager schmiegt. Wer dort lebte und arbeitete, stand unter der Befehlsgewalt des Lagerkommandanten, des praefectus castrorum.
Es sind die castra, die großen Standlager, die oft mit einer solchen Ummantelung versehen waren. Ab der römischen Kaiserzeit erbaut, kurbelten sie die Wirtschaft an: Wo römisches Militär stationiert war, da tauchten auch die Händler auf, deren kleine Verkaufsbuden canaba, -ae genannt wurden. Mit der Zeit mutierten sie zur militärisch verwalteten Lagervorstadt canabae legionis. Die sog. Leugenzone  intra leugam zog die Grenze. Es bedurfte der Zustimmung des Präfekten, wer sich dort niederlassen wollte. Dass allerdings aus dem Lateinischen canabae eine deutsche „Kneipe“ entstanden sein soll, ist nur ein Gerücht!
Eine echte Zivilsiedlung begründet schließlich eine Siedlungsdualität, wie sie schon in Carnuntum beobachtet wurde. In Vindobona, im 3. Wiener Gemeindebezirk am Rennweg gelegen, ist das jedoch eine andere Geschichte.

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Im Stadtbild: Archäologisches am Michaelerplatz. Teil 2

Autorin: Christine Ranseder

Von den spätmittelalterlichen Anfängen der Paradeisgartelmauer war bereits im letzten Blog zu lesen. Aus heutiger Sicht betrachtet, lag dem Kaiser weder das Wohl des Klimas noch des Volkes am Herzen, als er sich zum Ausbau seines Lustgartens entschloss. Ein ansehnlicher Garten, der nicht zur Produktion von Nahrungsmitteln diente, war schlichtweg ein Statussymbol. Doch die Idylle mit Obstbäumen, Rosen, Teich und Vogelhaus währte nicht lange. Durch einen Brand im Jahr 1525 und die Erste Türkenbelagerung 1529 wurde die Gartenanlage stark beschädigt. Ein guter Zeitpunkt für grundlegende Veränderungen? Keineswegs.

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Im Stadtbild: Archäologisches am Michaelerplatz. Teil 1

Autorin: Christine Ranseder

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Urlaubssaison auch, und ich hege die Hoffnung, dass damit auch die vielen Baustellen wieder aus dem Stadtbild verschwinden. Nicht jedes Loch im Asphalt, so notwendig es für den Erhalt der Infrastruktur auch sein mag, lässt die Herzen von ArchäologInnen höher schlagen. Und gestehen wir es uns ein: Nur wenige davon geben so viel Geschichte preis, wie der am Michaelerplatz dauerhaft offen gehaltene Schnitt in Wiens Boden. Schließlich wurden hier ein Teil der während der Grabungen 1991 freigelegten Mauerreste in die Platzgestaltung miteinbezogen. Doch was gibt es tatsächlich noch zu sehen? Begleiten Sie mich auf eine kurze Zeitreise.

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