Autor: Martin Penz
Gerade erst hatten wir über die Pferdefunde von der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern berichtet, nun kam wiederum ein ganz aktueller Fund eines Pferdeskelettes hinzu!
Neu ist allerdings der Fundort: Am Oberen Hausfeld, ca. 1100 m nördlich des Asperner Heldenplatzes, wo das bekannte Löwendenkmal von Anton Dominik Fernkorn an die Schlacht von 1809 erinnert, werden entlang der U-Bahnlinie U2 gerade neue Siedlungsanlagen errichtet. Da auch diese Baustellen von der Stadtarchäologie Wien begleitet werden, konnte sogleich eine fachmännische Bergung und Dokumentation mit Unterstützung der Grabungsfirma Novetus GmbH in die Wege geleitet werden.
Bereits nach der Aufdeckung der ersten Knochen nur 40 cm unter der Geländeoberfläche konnte Entwarnung gegeben werden: Keine menschlichen Überreste! Die Form und vor allem die Größe der Schenkelknochen deuteten auf Pferdereste hin, schnelle Gewissheit brachte auch ein mitaufgefundenes Hufeisenfragment.
Bislang blieb es am Oberen Hausfeld bei diesem einen Pferdeskelett, das aufgrund der seichten Lage durch Pflugtätigkeit bereits stark gestört, das heißt unvollständig erhalten geblieben ist.
Aber kann ein einzelnes Pferd, das mitten in den Feldern hier verscharrt wurde, allem Anschein nicht viel früher als vor zwei- bis dreihundert Jahren, so ohne weiteres mit der berühmten Schlacht von 1809 in Verbindung gebracht werden? Ist diese Annahme nur aufgrund einer zufälligen räumlichen Nähe zu Aspern legitim? Und überhaupt: Die Fundstelle liegt ja zudem bereits knapp außerhalb des historisch überlieferten Schlachtfeldes …
Natürlich gab es bei solchen Schlachten zahlreiche ausgreifende oder auch ungeordnete Scharmützel, gerade seitens der dynamisch-mobilen Reiterei. Zudem wurden in „normalen“ Friedenszeiten verstorbene Nutztiere nicht einfach auf Feld und Flur vergraben, sondern waren stets ein Fall für den Abdecker, der aus den Tierkadavern noch einiges an Rohstoffen und Ressourcen „herausschinden“ konnte.
Das waren also die ersten Erklärungs- und Einordnungsversuche, die uns während der Freilegungsarbeiten beschäftigten. Nach der vollständigen Dokumentation der Fundlage wurde mit der Bergung der Knochen begonnen, und erst jetzt sahen wir die Bestätigung unseres Verdachts: Zwischen den untersten Rippen kam ein eisernes Geschoß zum Vorschein, wohl eine fünf- oder sechspfündige Kanonenkugel. Also doch ein gefallenes Schlachtross aus der Napoleon-Zeit!