Autorin: Sigrid Czeika*
Undenkbar war es früher, ohne der Zug- und Tragkraft von Pferden auskommen zu müssen. Die Felder wurden mit ihrer Hilfe bestellt, Wägen mit Waren und Personen wurden von ihnen gezogen oder sie wurden geritten. Beinahe alles, wofür heutzutage Autos, Traktoren und Lastkraftwägen benutzt werden, war damals − und nicht nur in konfliktfreien Zeiten − von der Kraft der Pferde abhängig.
Zur Zeit der Napoleonischen Kriege dauerte der Frieden meist nicht lange und auch im Jahr 1809 brauchte das Militär viele Pferde für die kämpferischen Auseinandersetzungen vor Aspern und Essling. Die kräftigsten Tiere waren für die Bewegung der Geschütze, Pontons und Backöfen notwendig. Die schwere Kavallerie brauchte große Individuen. Alle anderen Militärpferde dienten in der leichten Kavallerie, als Zugtiere von Fuhrwerken für Ausrüstung, Proviant und Munition und anderen Personen als Reittiere. Auch Packpferde wurden benötigt.
In der Schlacht selbst herrschten sicherlich chaotische Zustände vor. Nur die anfängliche Aufstellung war für die Kämpfenden überschaubar und diente insgesamt einer imponierenden Drohgebärde. Im Ablauf der Auseinandersetzung verloren Reiter ihre Pferde, Pferde ihre Reiter, oder es wurden Geschütze und Munitionswägen samt oder ohne der dazugehörigen Zugpferde zerstört. Auch vier Pferde, deren Skelette am ehemaligen Flugfeld in Aspern (Wien 22) zu Tage kamen, wurden Opfer dieser Kämpfe. Ihre Lage lässt vermuten, dass sie in irgendeiner Form zusammengehörten und gemeinsam vergraben wurden. Vielleicht waren sie ein notdürftig zusammengestelltes Gespann, das ein Geschütz oder einen (Munitions-)Wagen ziehen musste und das getroffene und explodierende Gefährt riss sie gemeinsam in den Tod. Jedoch ist es weder möglich, ihre tatsächliche Todesursache noch, wie bei vielen der gefallenen Soldaten, ihre Zugehörigkeit zu einer der Konfliktparteien eindeutig feststellen zu können.
Literaturtipp
Sigrid Czeika, Die Pferde von der Schlacht von Aspern-Essling im Jahr 1809. Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 26, 2023, S. 106−144.
*Institut für Paläontologie, Universität Wien, Josef-Holaubek-Platz 2 (UZA II), 1090 Wien.