Autorin: Christine Ranseder
Hatte Rentier Rudolf einen Unfall so kurz vor Weihnachten? Verlor ein Narr ein Glöckchen seines Szepters? Wir werden es nie wissen. Fest steht, dass unter den Metallfunden aus der Grabung Frankhplatz auch Teile von Schellen sind. Was liegt also näher, als so kurz vor Weihnachten einen genaueren Blick auf diese kleinen Lärmmacher zu werfen?
Schellen haben viel mit den hohl gearbeiteten kugeligen Knöpfen gemeinsam. Wie diese wurden sie aus zwei Halbkugeln zusammengesetzt, die zuvor aus dünnem Blech getrieben worden waren. Hinzu kamen aber ein breiter Schlitz als Schallöffnung und natürlich das herumhüpfende und -kullernde Kügelchen. Im Gegensatz dazu wurden Glöckchen meist gegossen.
Ein wichtiges Zentrum der Schellenproduktion war Nürnberg. Wie groß das Absatzgebiet der Schellen war, belegen die zahlreichen Exemplare unter der Ladung des 1583 auf dem Weg nach Konstantinopel gesunkenen Handelsschiffs, das bei der Insel Gnalić, Kroatien, gefunden wurde. Die Vielfallt der Erzeugnisse im 18. Jahrhundert zeigt eine Mustertafel im Bestand des Germanischen Nationalmuseums.
Schellen kamen seit dem Mittelalter auf vielfache Weise zum Einsatz: Sie schmückten Spielzeug, Kleidung, Scherzgefäße, Schlitten und Pferdegeschirr oder fanden in der Falknerei Verwendung.
Hierzulande kündigt sich das Christkind ja mit einem Glöckchen an, doch in diesen schwierigen Zeiten sollten vielleicht wir uns mit einer Handvoll Schellen ans Fenster stellen und bimmeln − sei es als Freuden- oder Unmutsbekundung, um zu musizieren oder einsame Herzen zu trösten.
Frohe Weihnachten!