Tempus fugit

Autorin: Christine Ranseder

Die Zeit rast − auch wenn man glaubt, auf der Stelle zu treten und sich in einer Endlosschleife aus Déjà-vus gefangen sieht. Die Rückkehr zur Normalität fühlt sich mittlerweile wie das Warten auf Godot an, doch allen Widrigkeiten zum Trotz konnten die MitarbeiterInnen der Stadtarchäologie auch 2021 das Wissen um die Geschichte Wiens bereichern.

Zahlreiche Grabungen führten vor Augen, wie sich das Stadtbild im Lauf der Zeit verändert hat. Fundamentmauern längst abgerissener Gebäude wurden freigelegt und so mancher Keller eines noch bestehenden Hauses gab ein Geheimnis preis. Wiedergefundene Gräber erinnerten an die Flüchtigkeit des Lebens. Gut gefüllte Gruben belegten, dass Menschen schon immer danach trachteten, Abfall bequem, kostengünstig und unauffällig zu entsorgen. Die Scherben von Hab und Gut einstiger BewohnerInnen Wiens lagern nun in hunderten Kisten mit Fundmaterial in unseren Depots. Diese Reste der materiellen Kultur vergangener Zeiten zeugen von Armut, der Suche nach einem besseren Leben, technischem Fortschritt, dem Erstarken der Konsumkultur und sich wandelnden Geisteshaltungen.

Es gibt viel zu entdecken! Doch die Auswertung von Grabungsdokumentationen und Fundmaterial, das Herstellen von kulturhistorischen Zusammenhängen und das Niederschreiben der Ergebnisse braucht Zeit. Wir danken unseren LeserInnen für ihr Interesse − und ihre Geduld! − und hoffen, dass Sie uns auch 2022 auf unseren Erkundungen der Vergangenheit Wiens begleiten werden!

Doch da der Jahreswechsel naht, zunächst einmal: Alles Gute und viel Glück im Neuen Jahr! Prosit!

Gut Ding braucht Weile: Ein Kuttrolf gurgelt und gluckst beim Ausgießen der Flüssigkeit und es dauert, bis das Glas voll ist. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)