Autorin: Christine Ranseder
Wenn ich interessierten Laien von meiner Arbeit erzähle, kommt früher oder später die Frage: „Aber warum dauert es so lang, bis der Artikel/das Buch erscheint?“ Das hat natürlich viele Gründe, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Lassen Sie mich aber stellvertretend einen herauspicken: Die Anfertigung von Zeichnungen und Fotos von Funden ist arbeitsintensiv. Sie sind in archäologischen Publikationen jedoch unverzichtbar. Auf der Suche nach Vergleichsbeispielen, die wichtig für die zeitliche, typologische und geographische Einordnung eines Fundes sind, sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Deshalb können Fundbearbeiter von Abbildungen gar nicht genug bekommen. Der dazugehörige Katalogtext sollte natürlich auch nicht fehlen, aber dieser kann notfalls auch in Kurzform in einer Tabelle untergebracht werden. Abbildungen hingegen brauchen viel Platz und ihre Erstellung ist sehr, sehr zeitaufwändig. Sehen wir uns an, warum das so ist.
Wie (und weshalb) Funde gezeichnet werden, können sie hier nachlesen.
Mit der Bleistiftzeichnung und einem Foto allein ist es jedoch nicht getan. Um ausgewählte Funde fit für die Veröffentlichung zu machen, sind noch viele Arbeitsschritte notwendig. In Zeiten knapper Budgets werden auch diese Aufgaben oft von den Wissenschaftlern, die mit der Auswertung der Funde befasst sind, erledigt. Die dafür notwendigen Kenntnisse, von der Objektfotografie über die Beherrschung von Bildbearbeitungs- und Zeichenprogrammen bis zum Wissen über Ausgabeformate, bringen sich ArchäologInnen in der Regel selbst bei. Meist in der Freizeit und auf eigene Kosten. Jene, die nicht über diese Fähigkeiten verfügen, verlassen sich für die Erledigung dieser notwendigen Arbeiten auf kundige FachkollegInnen.
Schritt für Schritt zur Publikationsreife
Wie aber sieht der Arbeitsablauf nach der primären Fundaufnahme im Detail aus? Gleich vorweg: Viele Wege führen zum Ziel. Ich kann also hier nur aus meiner Praxis berichten. Die einzelnen Arbeitsschritte für eine Veröffentlichung in einem Buch gelten auch für Abbildungen von Funden auf einer Website, nur werden in diesem Fall die Daten in der Endphase anders aufbereitet.
Die Arbeit am Computer beginnt, sobald die ausgewählten Funde gezeichnet und fotografiert sind.
Zunächst werden die Bleistiftzeichnungen gescannt. Danach geht es mit einem Vektorzeichenprogramm weiter. Dieses wird geöffnet, eine neue Datei angelegt, der Scan auf einer Ebene plaziert, die Ebene gesperrt und darüber eine neue angelegt. Jetzt kann mit dem Digitalisieren begonnen werden. Punkt für Punkt wird die Bleistiftzeichnung mithilfe von Bézierkurven nachgezeichnet. Soweit möglich, arbeite ich in dieser Phase noch immer im Maßstab 1:1. Natürlich gäbe es auch Grafiktablets die ein Zeichnen mit Stift ermöglichen würden, aber nicht in der Stadtarchäologie.
Zeit für einen Sprung zu einem Bildbearbeitungsprogramm. Mittlerweile ist es in archäologischen Fachpublikationen Gang und Gäbe geworden, zu den oder in die Strichzeichnungen Fotos zu stellen. Also müssen auch diese bearbeitet, sprich von ihren Hintergründen befreit werden. Um dies zu bewerkstelligen kann entweder mit Pfaden oder Masken gearbeitet werden. Die Details erspare ich Ihnen. Danach wird der Fund auf den Maßstab 1:1 gebracht.
Nun geht es an das Zusammenführen von Zeichnung und Foto. Der Fund wird zunächst im Bildbearbeitungsprogramm kopiert, nach einem Wechsel zum Zeichenprogramm in die offene Datei eingefügt und mit der Strichzeichnung gruppiert. (Es geht auch umgekehrt, sprich die Strichzichnung wird in das Bildbearbeitungsprogramm kopiert.) Erst jetzt ist der Fund bereit, auf eine Tafel überführt zu werden.
Die Größe der Tafel richtet sich nach dem Satzspiegel der Publikation. Die auf ihr nach bestimmten Gesichtspunkten (Typ, Befund, etc.) angeordneten Funde, werden zumeist im Maßstab 1:2, seltener 1:3 oder 1:4 abgebildet. Das heißt jeder Fund wird nochmals verkleinert. Nun gilt es, möglichst viele Funde auf einer Tafel unterzubringen, um Platz und damit Druckkosten zu sparen. Ist die optimale Anordnung gefunden, erfolgt die Beschriftung.
Zu guter Letzt muss die Tafel im passenden Format (.eps, .jpg, .tif) exportiert werden, damit sie in einem Satzprogramm mit dem Text des Buches/Artikels verbunden werden kann. Aber das ist eine andere Geschichte.