Autorin: Ingeborg Gaisbauer
Erinnern Sie sich noch an unsere Ausgrabung Hanuschgasse 3? Das keramische Material, das an dieser Fundstelle zu Tage gefördert wurde, war ausgesprochen vielfältig und reichte von mittelalterlichen Ziegeln bis zu alchimistischen Gerätschaften – eine glasierte mittelalterliche Sparbüchse war auch dabei. Die Ausgrabung am Friedrich-Schmidt-Platz auf Höhe der Lichtenfelsgasse zeigt uns jetzt, dass nicht nur das Wiener Mittelalter eine Zeit der kleinen „Geldbörsen“ – Verzeihung: Sparbüchsen! – gewesen sein dürfte.
Bei einer Sparbüchse mag es sich grundsätzlich um ein sehr funktionales Objekt handeln, das hat Hafner aber vor allem in der Neuzeit nicht davon abgehalten, sich künstlerisch zu betätigen, von irgendwoher muss ja auch die Idee des Sparschweins kommen.
Lässt man kreative Anwandlungen außer Acht, bleibt allerdings wieder nur die praktische Grundform einer Keramik, deren einzige Aufgabe es gewesen ist, beim Ansammeln von Münzen behilflich zu sein und dann zu einem abrupten Ende zu kommen – ein reines Wegwerfprodukt also sozusagen. Genau diese Grundform hat eine gewisse Tendenz vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit unverändert an eine Schwedenbombe zu erinnern, wie sich jetzt wieder zeigte.
Die oxidierend gebrannten, an der Außenseite glasierten und mit Tropfdekor versehenen Fragmente vom Friedrich-Schmidt-Platz dürften auf Grund des Dekors am ehesten ins 18. Jahrhundert zu datieren sein. Vergleichbar verzierte Fragmente aus einem geschlossenen Fundkomplex in Melk wurden dem frühen 18. Jahrhundert zugeordnet.
Dieser modische „Anstrich“ verschönt und modernisiert im vorliegenden Fall allerdings eine sehr mittelalterliche Form. Das einzige Anzeichen, das sonst noch in die frühe Neuzeit weist, ist eine sehr schwache Fußbildung, die gelegentlich mit jüngeren Exemplaren aus dem frühen 18. Jahrhundert assoziiert wird. Gerade diese jüngere Form findet sich in Lübeck allerdings bereits im 15./16. Jahrhundert, während sie in Regensburg − wie zu erwarten − in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert werden kann. Vergleichsdaten für Wien fehlen bislang natürlich, da hier nun das erste, auf Grund der Zeitstellung des ganzen Fundpostens, ins 18. Jahrhundert datierbare Exemplar vorliegt.