Die Ausgrabung am Pius-Parsch-Platz: Von frommen Absichten und Wehrmachtskondomen

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Die Floridsdorfer Kirche „Zum heiligen Josef“ ist vermutlich nicht nur Liebhabern der Arbeiten von Robert Ullmann, der die großen Apostelfiguren am Kirchenportal geschaffen hat, ein Begriff.  Als allerdings diesen Sommer eine Ausgrabung neben der Kirche zwecks Bau einer Garage bevorstand,  war es natürlich nicht die bestehende Kirche aus den 1930er Jahren, der das Augenmerk galt. Die Archäologie liebt es ja bekanntermaßen wortwörtlich tiefgründiger zu forschen – in diesem Fall eine „aufgelegte Sache“, oder nicht? Immerhin ist hinlänglich bekannt, dass es einen 1836 errichteten Vorgängerbau St. Jacob gegeben hat, dessen Abriss den heutigen Pius-Parsch-Platz erst zu Wege brachte. Sogar eine noch ältere Kapelle – Grundsteinlegung 1801, 1809 zumindest teilweise abgerissen (zu Gunsten eines französischen Batteriestandes), in Folge gänzlich demoliert – dürfte es gegeben haben.  Genug (im) Grund also, um sich mit den Untiefen des Platzes zu beschäftigen.

Die Mauern des Vorgängerbaus und vermutlich auch Reste der Kapelle waren schnell identifiziert, mit Sicherheit als klerikal-fromm anzusprechendes Fundmaterial blieb aber aus. Möglicherweise handelt es sich bei den Fragmenten einiger Steinplatten um Überbleibsel des Kirchenfußbodens.  Diverse farbenfrohe Fliesen, über die hier noch zu berichten sein wird, können bestenfalls mit dem Pfarrhof in Verbindung gebracht werden – immer noch ein wenig „pius“.

Oberteil einer Spargelglocke.

Weit „bodenständiger“ zu bewerten sind auf jeden Fall diverse Relikte, die auf einen Gärtnereibetrieb im näheren Umfeld hinweisen: Einfache Blumentöpfe und … Spargelglocken. Auch zu diesen Objekten zum Heranziehen schmackhafter Beilagen in möglichst vollständiger Dunkelheit werden wir uns noch ausgiebiger äußern – so manche Beilage lässt sich auch als Hauptgericht servieren.

Wenn wir schon bei senkrecht stehenden Objekten in schützender Verhüllung sind:  Ein Döschen der Firma Dublosan, das einmal sogenannte „Wehrmachtskondome“ enthalten hat, ist auch unter den Fundstücken. Ob nun Gummi oder Latex,  ob Mann oder Frau: ein Dankesgebet (vermutlich eine blasphemische Aufforderung in diesem Zusammenhang!), dass wir die Varianten mit Bindeschleifchen hinter uns gelassen haben, ist mehr als fällig. Falls Sie sich generell für dieses Thema erwärmen können und es nicht wussten: Es gibt auch ein Museum für Verhütung in Wien.

Kondomdöschen, gefunden bei der Ausgrabung am Pius-Parsch-Platz, Wien 21.