Aus der Wundertüte: Fragmente einer Fächerplatte

Autorin: Christine Ranseder

ArchäologInnen sind bescheiden, sie erfreuen sich auch an Bruchstücken. So verwundert es kaum, dass kurzzeitig Begeisterung aufkam, als aus einem Fundsackerl der Grabung Hernalser Hauptstraße 59–63 einige gerippte Keramikscherben purzelten.

Es handelt sich um Fragmente einer grün-weiß gefleckten Fächerplatte, auch Faltenteller genannt. Leider blieb es bei den wenigen Scherben, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Im 17. und frühen 18. Jahrhundert waren derartige Platten als dekoratives Tischgeschirr beliebt. Schöne (vollständige!) Exemplare befinden sich zum Beispiel in der Sammlung des Salzburg Museums, gelegentlich tauchen sie auch im Antiquitätenhandel auf.
Ihre Form kann rund oder oval sein und es gibt sie einfarbig, gefleckt, marmoriert oder in Grüntönen geflammt. An der Rückseite haben die Fächerplatten in der Regel einen kleinen Ösenhenkel. So konnten sie am Küchenbord oder an der Wand aufgehängt werden.

Kleine Öse als Aufhängevorrichtung an der Rückseite eines der Scherben. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)

Ein Produktionszentrum war Gmunden, vermutlich stammt auch das einst in einem Hernalser Haushalt verwendete Exemplar von dort. Gewissheit könnte der Plattenboden geben, der bei Gmundner Ware mit einem runden Standring versehen und unglasiert ist. Doch gerade dieser Teil der Fächerplatte fehlt in unserem Fundmaterial.
Wie war das mit den Scherben und der Bescheidenheit der ArchäologInnen?