Hinein ins Sackerl mit dem Gackerl!

Autorin: Sigrid Czeika*

Es gibt „Gackerl“, die sauber und geruchsfrei mit unbewehrter Hand zu greifen sind. Denn ab und zu finden sich unter den Tierresten in archäologischen Grabungen auch andere Relikte. Hundekot, der durch seinen hohen Mineralgehalt nicht zerfiel, sondern sich verfestigte und so über Jahrhunderte hinweg bis zur heutigen Zeit überdauerte. Damals wussten die Hundebesitzer nicht, dass heutzutage in Wien der Kot der Vierbeiner in einem Sackerl zu entsorgen ist. Aber nun fanden sich doch noch für die damaligen „Gackerl“ auch Sackerl. Und zwar Fundsackerl, in die sie bei den Ausgrabungen gesteckt wurden.

„Koprolithen“, Durchmesser jeweils ca. 2,5 cm. Fundort: Wien 1, Judenplatz. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Sigrid Czeika)

Diese jahrhundertealten, stark verfestigten Exkremente werden etwas irreführend auch als Koprolithen bezeichnet, obwohl sie keine echte Umwandlung in Gestein erfuhren. Die griechischen Bezeichnungen kopros = Kot und lithos = Stein beziehen sich in diesem Zusammenhang eigentlich auf fossile Kotballen. Aber für die archäologischen Raritäten wurde bislang kein neuer Begriff eingeführt, sondern derjenige aus der Paläontologie benutzt. Und steinartig verfestigt sind die Kotballen allemal.

Stark verfestigter Kot (Länge ca. 4,5 cm) mit Nahrungsresten, unter anderem ein Fischwirbel (siehe Pfeil). Fundort: Wien 1, Werdertorgasse 6. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Sigrid Czeika)

Es kann sein, dass mehr oder weniger kleine Knochenstücke auf ihrer Oberfläche zu sehen sind. Das sind Knochensplitter, die mit der Nahrung durch das Abnagen von Knochen aufgenommen und wieder ausgeschieden wurden. Solche sind auch bei den Funden vom Judenplatz und der Werdertorgasse 6 zu erkennen. Meistens sind sie so klein, dass deren tierartliche Herkunft nicht bestimmt werden kann und diese Teile der ehemaligen Mahlzeit des Hundes unbekannt bleiben. Der Fund von der Werdertorgasse enthüllt allerdings, dass offensichtlich Fisch zur Nahrung des damaligen Notdurftverrichtenden gehörte. Denn eine kleine rundliche Struktur gibt zu erkennen, dass der Hund einen Fischwirbel verschluckte, der klein genug war, um unbeschadet wieder ausgeschieden zu werden.

*Institut für Paläontologie, Universität Wien, Geozentrum, UZA II