Autorin: Constance Litschauer
Unterwegs, um alte Strukturen im Wiener Untergrund im digitalen Zeitalter zeichnerisch aufzunehmen. Wie es diese in den digitalen Plan schaffen und dabei noch georeferenziert sind, soll dieses Mal im Fokus stehen.
Und diesbezüglich hat sich Vieles getan. Während wir früher nur eingeschränkt auf die Pläne der MA 41 – Stadtvermessung zurückgreifen konnten und auf den Grabungsflächen zum erstmaligen „Einhängen“ und Verorten auf die Hilfe der Geodäten angewiesen waren, sieht das heute zur Erleichterung Aller ganz anders aus. Dankenswerterweise haben wir jetzt direkten Zugang auf den mit X-, Y- und Z-Koordinaten und damit inklusive der Höhenangaben versehenen AutoCad-Plan Wiens. Damit heißt es, dass wir im Vorfeld einer Grabung zeichnungstechnisch nur noch den richtigen Planausschnitt auswählen müssen, um vor Ort selbst die korrekten Messpunkte aussuchen und verwenden zu können. Sie sind im Boden oder an markanten Gebäudeteilen wie – mitunter auch sehr verdreckten – Hausecken stabil markiert und dienen als Ausgangspunkt von diversen Vermessungsarbeiten.
Wenn schließlich alles passt – manchmal hakt es nämlich gewaltig – geht es schnell: drei ausgewählte Messpunkte werden mit dem Vermessungsgerät anvisiert und eingemessen um den Standort des Gerätes zu definieren. Bevor man allerdings mit der Dokumentation loslegen kann, heißt es noch ein lokales, für die Grabung adapiertes Messsystem mit von uns zusätzlich angelegten Passpunkten einzurichten und auch ihre Lage im Koordinatensystem aufzunehmen.
Was sich als gut brauchbarer Punkt anbietet, ist dabei sehr mannigfaltig. Hauptsache, er ist stabil bzw. bleibt immer an der haargenau gleichen Stelle. Folglich ist es naheliegend, dass sich wackelige Verkehrs- oder Reklameschilder weniger gut eignen, auch wenn ihre Wahl manchmal verlockend erscheint: sie haben schon einige Male zu messungstechnischen Verwirrungen beigetragen. Bei der Auswahl ist außerdem eine gewisse Höhe von Nutzen, da die Punkte ansonsten häufig von vorbeifahrenden Autos verdeckt werden. Insofern sind die von uns gerne verwendeten Straßenschilder und die ebenfalls darauf vorkommenden Punktzeichen natürlich sehr vorteilhaft. Sie sind aber auch sonst unsere Lieblinge, da wir auf diese Weise keine Wände beschmieren müssen: das ist nur auf Baustellen möglich und kommt ansonsten wenig überraschend nicht so gut an – besonders nicht in der Wiener Innenstadt! Aber auch von möglichst vielen Seiten gut sichtbare Details an Denkmälern erwiesen sich immer wieder als ebenso praktisch.
Daneben gibt es aber auch Spezialfälle, wie hier beim Vermessen in einer Künette: aufgrund der verwinkelten und nur schwer aufzunehmenden Lage mancher Befunde hat es sich schon einige Male als vorteilhaft erwiesen, das Vermessungsgerät an die Sohle zu stellen und kurzfristig weitere Passpunkte anzulegen: in diesen Fällen genügen kleine und auf dem Foto zwar vorhandene, aber nicht zu erkennende Bleistiftkreuze.
Nach dem Abschließen dieser Arbeitsschritte und natürlich dem Vorhandensein archäologischer Befunde kann es dann auch schon mit der zeichnerischen Dokumentation losgehen: die freigelegten Reste werden mit dem Tachymeter direkt oder über einen Reflektor anvisiert und aufgenommen um das digitale und geografisch verortete Bild entstehen zu lassen.
Gemeinsam mit der schriftlichen und fotografischen Aufnahme sind damit die im Boden aufgedeckten Strukturen vollständig erfasst und können im Anschluss an die Ausgrabung zusammen mit dem Fundmaterial wissenschaftlich ausgewertet werden.