Glücksversprechen …

Autorinnen: Christine Ranseder, Ingeborg Gaisbauer

Der Jahreswechsel steht wieder einmal bevor: Kleeblätter, Hufeisen, Schweinchen, Pilze und Rauchfangkehrer haben Hochsaison. In unsicheren Zeiten kann es schließlich nicht schaden, ein wenig Zeit, Geld und Mühe in ein Glückssymbol zu investieren – sei es nun gekauft oder selbstgebastelt. Zwei Bruchstücke von Töpfen mit ungewöhnlicher Zier lassen ahnen, dass das Prinzip Hoffnung bereits im Spätmittelalter Konjunktur hatte.

Sie können sich sicher unsere Freude vorstellen, als aus einem staubigen Fundsackerl ein mit einem Hufeisen geschmückter Henkel kullerte. Hufeisen haben wir bei Ausgrabungen ja schön öfters gefunden, meist noch mit dazugehörendem Pferd. Als Zier auf einem Topf ist es für uns aber etwas Neues. War das tönerne Mini-Hufeisen als Glücksbringer gedacht? Handelte es sich bei dem Topf (und seinem Inhalt) um ein Mitbringsel zu einer Jahreswendenfeier? Erhoffte sich der Käufer Schutz vor bösen Geistern, die es auf die im Topf gekochten Speisen abgesehen hatten? War einem Töpfer an einem langen Wintertag langweilig oder hatte er Hunger und der Kringel sollte kein Hufeisen darstellen sondern ein Kipferl?  Unergründlich es ist, aber möge das Glück mit Euch sein.

Und was das Kleeblatt anbelangt, so ist seine Darstellung am Topfrand nicht nur glücksbringerisch bedeutungsschwer, sondern mehr als nur passend. Angeblich soll Klee schon bei den alten Kelten Glück gebracht haben. Natürlich weiß man nichts gewisses, aber vermutlich robbten kletterfaule Druiden gerne durchs Gras, auf der Suche nach den niedlichen Blättchen. Immerhin liefen sie dabei nicht Gefahr beim Mistelschneiden vom Baum zu fallen und hatten damit auf jeden Fall Glück! Ob der Klee dann im Zaubertrank landete, bleibt unserer Fantasie überlassen. Durchaus im Topf endete er aber im Mittelalter, als Mittelchen gegen so manches Ungemach wie Geschwüre, offene Wunden, Nesselsucht aber auch simplere Magen-Darm-Beschwerden. Zumindest das letzte Zipperlein in der Aufzählung soll einen zur Weihnachtszeit und um den Jahreswechsel ja recht oft befallen – dank des üppigen Festtagsessens. Wir raten dennoch davon ab, geschenkte Kleeblätter zu kauen – außer sie sind aus Marzipan  –  denn das könnte den Schenkenden beleidigen und das wäre ein schlechter Start ins neue Jahr. Meditieren Sie doch lieber etwas vor unserem genuin mittelalterlichen Kleeblatt! Immerhin wurde der Klee im Mittelalter nicht nur als Heilmittel, sondern natürlich auch als Glücksbringer gesehen. Und was wäre das denn erst für ein doppeltes Glück, wenn in einem mit einem Kleeblatt verzierten Topf, der eingekochte Klee als Heilmittel Linderung und Wohlbefinden versprach?

Wir wünschen Ihnen zum Jahreswechsel alles Gute! Unheilabwehrende Hufeisen (kann man immerhin auch noch werfen, wenn sonst nichts hilft!) und Klee mit wie vielen Blättern auch immer: Halten Sie sich fest an den Glücksbringern beim „Rutschen“ ins Jahr 2020!

Welche Werkstätte stempelte ihre Waren mit einem Kleeblatt? Beide Funde stammen übrigens aus Fundmaterial der Grabung Judenplatz, Wien 1. (Foto: Stadtarchäologie Wien/Christine Ranseder)