Autorin: Ingeborg Gaisbauer
Keine Sorge, wir haben diese Woche nichts Satanisches vor. Diesen Blog zu lesen, gefährdet gewiss nicht das Seelenheil!
Wie bereits angedeutet, ist mit diversen Spotlights auf den Namenszug „Wien“ bei der Ortseinfahrt – einspurig und ungepflastert-schlammig für Karren, Reiter und Fußgänger – nicht vor dem fortgeschrittenen 11. Jahrhundert zu rechnen. Ab da geht uns auch hierorts langsam ein Lichtlein auf und illuminiert – zumindest mäßige – zivilisatorische Bemühungen. Bevor ich Sie in Folge mit den besagten ersten Zivilisations-Schüben, vor allem in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unterhalte, möchte ich Ihnen die klassische Leuchtvorrichtung des Hochmittelalters vorstellen. Das ist nicht – wie man vielleicht denken könnte – der Kerzenhalter, sondern das Tonlämpchen. Mit Lampen aus römischer Sicht wurden Sie von uns ja schon in allen Größen, Farben und Formen versorgt. Im Mittelalter sehen die Leuchtkörper etwas anders aus. Die Formen werden offen und erinnern an kleine Schalen. Vermutlich haben sie auch anders gerochen: Die Befüllung mit Olivenöl weicht tierischen Fetten mit ganz eigenem Odeur. Vermutlich um eine der ersten ihrer Art auf Wiener Boden handelt es sich bei einem Stück vom Wildpretmarkt. Diese schüsselförmige Lampe hat nicht nur einen Griff, sondern steht auf einem inkludierten Untersetzer. Vermutlich verbesserte das die Standfestigkeit und verringerte das allgegenwärtige Risiko eines Brandes. Die dekorativen Einschnitte am Henkel und die Kerben am Untersetzter dienen nicht nur der Verzierung, sondern halfen auch Schäden während des Brennvorgangs im Töpferofen zu vermeiden. Durch solche Einschnitte trocknet der Ton vor dem Brand meist besser durch und übersteht den Brand unbeschadet.
Ganz ähnliche Formen werden ein wenig früher in Regensburg zumeist als Deckel angesprochen, die Nutzungsspuren, die sich bei weiteren erst kürzlich gefunden Stücken in Wien zeigten, weisen aber recht deutlich auf die auch viel sinnhaftere Nutzung dieser Gefäße als Lampe hin.