Tiefe Wasser und miasmenverströmende Mischwesen – spezielle Lieblinge des Archäologen

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Verfügt man nicht gerade über eine Wasserleitung, wie das römische Legionslager, oder hat direkten Quellzugang, ist das Graben eines Brunnens oder einer Zisterne die übliche und höchst praktische Vorgehensweise um die Wasserversorgung zu sichern.
Das tiefe Dunkel des Brunnenschachtes hat aber ganz offensichtlich neben den profan-notwendigen Aspekten auch immer die Phantasie angeregt. Er stellte stets ein Requisit in Märchen dar (Goldmarie, Froschkönig usw.) und spätestens als auf der Kinoleinwand ein kleines und ziemlich nasses japanisches Mädchen aus einem ebensolchen kletterte, hatte sich der Brunnen seinen Platz im modernen Horrorgenre gesichert. Tatsächlich aber hat die kühle Tiefe den Anspruch des Gruseligen schon viel länger. So ist es eine der wenigen tatsächlich vor das 19. Jahrhundert zurückdatierende Wiener Sagen, die davon berichtet, was sich außer Wasser (von mangelhafter Qualität) noch in einem Brunnen finden kann.

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Im Stadtbild: Archäologisches am Michaelerplatz. Teil 2

Autorin: Christine Ranseder

Von den spätmittelalterlichen Anfängen der Paradeisgartelmauer war bereits im letzten Blog zu lesen. Aus heutiger Sicht betrachtet, lag dem Kaiser weder das Wohl des Klimas noch des Volkes am Herzen, als er sich zum Ausbau seines Lustgartens entschloss. Ein ansehnlicher Garten, der nicht zur Produktion von Nahrungsmitteln diente, war schlichtweg ein Statussymbol. Doch die Idylle mit Obstbäumen, Rosen, Teich und Vogelhaus währte nicht lange. Durch einen Brand im Jahr 1525 und die Erste Türkenbelagerung 1529 wurde die Gartenanlage stark beschädigt. Ein guter Zeitpunkt für grundlegende Veränderungen? Keineswegs.

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Im Stadtbild: Archäologisches am Michaelerplatz. Teil 1

Autorin: Christine Ranseder

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Urlaubssaison auch, und ich hege die Hoffnung, dass damit auch die vielen Baustellen wieder aus dem Stadtbild verschwinden. Nicht jedes Loch im Asphalt, so notwendig es für den Erhalt der Infrastruktur auch sein mag, lässt die Herzen von ArchäologInnen höher schlagen. Und gestehen wir es uns ein: Nur wenige davon geben so viel Geschichte preis, wie der am Michaelerplatz dauerhaft offen gehaltene Schnitt in Wiens Boden. Schließlich wurden hier ein Teil der während der Grabungen 1991 freigelegten Mauerreste in die Platzgestaltung miteinbezogen. Doch was gibt es tatsächlich noch zu sehen? Begleiten Sie mich auf eine kurze Zeitreise.

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Im Stadtbild: Hereinspaziert! Die Reste des ehemaligen Stubentors

Autorin: Christine Ranseder

Im 16. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Stadtmauer Wiens durch eine mächtige Befestigungsanlage ersetzt. Bis zu  ihrem Abriss ab 1858 umschloss diese ungefähr das Gebiet des heutigen ersten Wiener Gemeindebezirkes wie eine Membran, die nur an einigen Stellen Durchlass gewährte. Wer durch die Stadttore ging und kam, welche Güter ein- und ausgeführt wurden sowie die Bezahlung einer etwaigen Maut, ließ sich leicht überwachen. Nachts waren die Tore geschlossen. Nachtschwärmer, die nach der Sperrstunde passieren wollten, mussten ab 1626 eine Gebühr entrichten. Tourismusexperten, Marketingstrategen und Immobilienspekulanten kämen vermutlich die Tränen, wenn sie sich die Möglichkeiten ausmalten, wie heute mit der alten Stadtbefestigung leichtes Geld zu verdienen wäre. Stellen Sie sich vor: Der erste Bezirk ein Erlebnispark für Touristen, natürlich nur gegen ein geschmalzenes Eintrittsgeld zu betreten! Oder wie wäre es mit einer „gated community“ für Superreiche und  sogenannte Investoren? Tja, Pech gehabt! Die mächtigen Mauern sind längst Geschichte, freier Zugang für alle ist die Devise und wo früher Stadttore standen sind heute bestenfalls Überwachungskameras zu finden. Nirgends ist dies offensichtlicher als beim ehemaligen Stubentor, dessen spärliche Reste in eine U-Bahn Station integriert wurden.

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Im Stadtbild: Reste vergangener Wehrhaftigkeit

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Die Mauer des römischen Legionslagers zu betrachten, ist uns in Wien leider nicht vergönnt. Selbstverständlich weiß jeder Römer-faszinierte Wiener, dass sich die Umrisse des ehemaligen Lagers ganz einfach bei einem netten kleinen Frühlingsspaziergang abgehen lassen, aber es bleibt ein klares „hier war es einmal“-Spiel. Selbst dort, wo die Tuchlauben auf den Graben trifft, lassen sich die Ausmaße der porta decumana nur noch erahnen, wenn man weiß, wie man sich das ganze vorzustellen hat. Mittelschlechte Karten also, für die Sichtbarkeit der Befestigung im Stadtbild?

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Im Stadtbild: Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Autorin: Heike Krause

Die Mölker Bastei verkörpert ein Stück „Alt-Wien“. Nostalgisch charmant wirken die kleinen Häuser am verwinkelten Mölker Steig. Hier – unweit des stark befahrenen Universitätsrings – herrscht eine erstaunliche Stille. Man fühlt sich merkwürdig entschleunigt. Als sei auf engem Raum die Zeit tatsächlich stehen geblieben. Kein Wunder, dass dieser Ort mehrfach als Kulisse diente. Sowohl für den Film „Der dritte Mann“ als auch für „Das Dreimäderlhaus“ nach dem Roman „Schwammerl“ von Rudolf H. Bartsch wurden Szenen dort gedreht. Der Name des Eckhauses Schreyvogelgasse 10 ist darauf zurückzuführen. Dabei ist die Geschichte über eine Romanze Franz Schuberts mit drei hier wohnenden jungen Frauen frei erfunden.
Die Häuser auf der Mölker Bastei blieben von der Demolierungswelle in der Gründerzeit verschont. Die Stützmauer der Rampe, die sich entlang der Schreyvogelgasse zieht, sieht aus wie eine alte Befestigungsmauer. Doch stimmt das auch?

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Im Stadtbild: Stein um Stein

Autorin: Christine Ranseder

Gute Vorsätze für das neue Jahr und Absichtserklärungen sind selten weise. In unserem Fall ist die Gefahr der Nicht-Erfüllung jedoch gering, deshalb sei hier wagemutig eine neue Blogserie angekündigt. 2019 wollen wir Ihnen Geschichten zu den im Stadtbild konservierten, noch sichtbaren Resten längst vergangener Bauwerke servieren und an Altgrabungen auf bedeutenden Wiener Plätzen erinnern. Wie in vielen Großstädten wurde auch in Wien nach Abschluss einer archäologischen Intervention manchmal ein Fenster in die Vergangenheit offen gelassen. Dass dabei der Schein trügen kann, belegt ein Mauerrest am Theodor-Herzl-Platz im 1. Wiener Gemeindebezirk.

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