Was von den Nestelhülsen übrig blieb …

Autorin: Christine Ranseder

Bei der Durchsicht der Beigaben aus den am St.-Bartholomäus-Platz in Hernals freigelegten Gräbern stieß ich auf einige Nestelhülsen. Sie sind die Reste von einfachen Verschlüssen. Mit diesen schmalen zugespitzten Röhrchen aus Blech wurden ab dem 12. Jahrhundert die Enden von textilen Schnüren oder dünnen Lederriemen verstärkt. So konnten diese leichter durch Ösen gefädelt werden. Die metallenen Spitzen der Nesteln waren jedoch nicht nur funktional, sie spielten auch eine Rolle als dezenter Schmuck.

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Mit Lupe, aber ohne Hut

Autorin: Christine Ranseder

Auch für ein Buch wie „Napoleon in Aspern. Archäologische Spuren der Schlacht 1809“, das ohne Fußnoten und Katalog auskommt, muss zuerst Grundlagenarbeit geleistet werden. In diesem Fall stellten die Funde aus den in den Jahren 2009 bis 2016 durchgeführten Grabungen eine echte Herausforderung dar.

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Wortakrobatik und Gedankensprünge

Autorin: Christine Ranseder

Befund- und Fundkatalog sind fertig, die Chronologie erstellt, Vergleichsbeispiele gefunden, einzelne Textteile vielleicht schon geschrieben – doch damit ist die Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen. Nun gilt es, die Recherche auszuweiten. So kann es zum Beispiel notwendig sein, die bereits erarbeiteten Ergebnisse mit einer Haus- und Ortsgeschichte in Zusammenhang zu bringen. Manche Funde benötigen die Beschäftigung mit alten Herstellungstechniken, andere vielleicht eine Auseinandersetzung mit dem sozialen und wirtschaftlichen Umfeld ihrer einstigen Besitzer. Für mich ist dies der spannendste Teil des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, weil er auch die Möglichkeit gibt über den Tellerrand zu schauen, Nachbardisziplinen einzubeziehen und in die Kulturgeschichte einzutauchen.

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Versteckte Information im Liniengewirr

Autorin: Susanne Uhlirz

Wie an dieser Stelle schon des Öfteren erwähnt: Nach der Grabung geht es erst richtig los – das betrifft nicht nur die Aufarbeitung der Funde, sondern auch die der Messdaten. Also die Pläne, die während der Grabung mit Hilfe des Reflektors und des schnellen Tachymeters (=Schnellmesser) direkt auf dem Laptop entstehen. Diese Rohdaten sind bestenfalls für die beteiligten Archäologen lesbar. Würden die Daten in diesem Rohzustand belassen – die nachfolgenden Wissenschaftsgenerationen hätten wenig Freude damit und auch keinen Informationsgewinn.

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Vergleiche, wer sich ewig bindet

Autorin: Christine Ranseder

Parallel zum emsigen Zeichnen und Beschreiben der Funde findet die Interpretation der auf der Ausgrabung dokumentierten Befunde statt. Dies kann durch FundbearbeiterInnen selbst erfolgen, wird in der Praxis jedoch oft von ArchäologInnen übernommen, die sich mehr zu Mauern und Bodenverfärbungen hingezogen fühlen oder schlichtweg GrabungsleiterInnen waren. Archäologie ist eben Teamarbeit.

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150 Brauntöne und ein Profilkamm

Autorin: Christine Ranseder

Aussagekräftige Funde werden in Bild und Wort dokumentiert, um möglichst viele Informationen für die Auswertung zur Verfügung zu haben. Dabei ergänzen sich Zeichnung, Foto und Beschreibung. Sie sind die Basisdaten für die Erforschung der materiellen Kultur der Vergangenheit.

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1, 2, 3, … viele, aber dalli!

Autorin: Christine Ranseder

Sobald Reinigung und Restaurierung abgeschlossen sind, erfolgt die Sichtung des Fundmaterials einer Ausgrabung. Für die MitarbeiterInnen der Stadtarchäologie Wien gilt es, sich für die Berichtlegung innerhalb kürzester Zeit einen Überblick zu verschaffen.

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Neues aus der Archäologie-Werkstatt: Eine römische Flasche

Wie das Vorbild aus Glas ausgesehen hat, zeigt eine 1978/79 bei Ausgrabungen im Botanischen Garten geborgene Flasche.

Die zylindrische Flasche aus Ton, deren Henkel abgebrochen ist, wurde am Rennweg 52 gefunden. Sie ahmt in ihrer Form Glasgefäße nach, die vom Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts bis ins frühe 5. Jahrhundert n. Chr. verwendet wurden. Waagrechte Rillen imitieren die Schliffbänder der Vorbilder aus Glas. Zuvor wurde der Gefäßkörper flächig mit sog. Ratterdekor versehen. Dieser entsteht, indem der Töpfer mit einem federnden Metallplättchen kleine Kerben an dem auf der Töpferscheibe stehenden Gefäß anbringt. Das Ergebnis ist ein leicht irisierender Oberflächeneffekt. Der nach innen hochgewölbte Boden ist für römische Keramik untypisch und wurde ebenfalls von dem Glasvorbild übernommen.