Eine zivile Siedlung namens VINDOBONA – Folge 2

Autorinnen: Ingrid Mader und Michaela Müller

Siedlungsreste aus der Spätlaténezeit sind also relativ zahlreich im nördlichen, Donau nahen Gebiet, gut belegt. Eindeutige archäologische Quellen zur römischen Besiedlung im 1. Jahrhundert nach Chr. sind hingegen eher selten.
Unter dem Rennweg (z. B. an der Adresse Rennweg 31–33) entdeckte man schon Ende des 19. Jahrhunderts massive und bis zu 100 m lange Schotterungen (mit Steinen, Ziegelstücken und Mörtel). Dem heutigen Rennweg entspricht daher ein Straßenverlauf, der in der Römerzeit wohl von Anfang an vorhanden war und als Limesstraße anzusehen ist. Als Limesstraße bezeichnen wir eine Hauptverkehrsachse, welche die Kastelle entlang der Grenze des römischen Wirtschaftsraumes verband. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts werden entlang dieser Straßenachse die römischen Funde zahlreicher, sodass man von einer räumlich noch kleinen Ansiedlung ab dem späten 1. Jahrhundert nach Chr. ausgehen kann.

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Versuch und Irrtum

Autorin: Christine Ranseder

Wenn ArchäologInnen sich der Spekulation hingeben, schaut dabei nie Geld heraus. Aha-Erlebnisse sind jedoch nicht ausgeschlossen. Manchmal lässt das Spiel mit Ideen allerdings Ratlosigkeit zurück. Grund dafür ist, dass bei der Aufarbeitung von Funden meist Bruchstücken Informationen zur einstigen Gestalt, Beschaffenheit und Verwendung eines Objektes abgerungen werden müssen. Dabei kann es sich um Routinearbeit handeln, weil ähnliche Gegenstände in besserem Erhaltungszustand bereits ausreichend bekannt sind. Bei kniffeligeren oder seltenen Fragmenten wird die Aufgabenstellung jedoch oft durch einen Mangel an – publizierten – Vergleichsbeispielen erschwert. Leidet die Bearbeiterin an unstillbarer Neugier oder soll der datierte Fund auch mit kulturellen, wirtschaftlichen oder sozialen Entwicklungen seiner Zeit in Beziehung gesetzt werden, wird die wissenschaftliche Komfortzone schnell verlassen. Ein Beispiel gefällig?

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Eine zivile Siedlung namens VINDOBONA – Folge 1

Autorinnen: Ingrid Mader und Michaela Müller

Das Wiener Stadtgebiet ist durch eine mehrstufige Terrassenlandschaft gegliedert, die in der Eiszeit entstanden ist. Von der plateauartigen Erhebung im 1. Bezirk war schon in einem früheren Beitrag im Zusammenhang mit der Entstehung des Legionslagers zu lesen. Die naturräumlichen Gegebenheiten hatten selbstverständlich für die Entwicklung der Siedlungen unterschiedlicher Zeitstufen von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis in die Eisenzeit (letztere beginnt etwa 800 v. Chr., Hallstattkultur, La Tène-Kultur) und Römerzeit Wichtigkeit. Die Stadtterrasse setzt sich östlich des Wienflusses fort und dort (heute: 3. Bezirk) entstand nördlich und südlich entlang des Rennweges eine zivile römische Siedlung.

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Gebechert wurde immer!

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Da soll noch einmal jemand sagen, dass Archäologen nicht am Pulsschlag des täglichen Lebens arbeiten! Gut, ich gebe zu, „unser“ tägliches Leben ist manchmal schon ein paar Jahrhunderte alt, aber dafür oft umso „alltäglicher“. Ein Beispiel gefällig?

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Zusammengefasst!

Autorin: Ursula Eisenmenger

Manches braucht länger: 2008 wurden diverse Wirkungsplätze der Stadtarchäologie zu einem Arbeitsplatz zusammengefasst – mit Ausnahme der Werkstatt für Erstaufnahme und Konservierung. An die 20 Jahre war diese beherbergt in der VHS Meidling in der Längenfeldgasse. Sie hat Viele und Vieles gesehen: Knochenhaufen und Keramikberge, Kleines und Feines und vor allem und besonders an der Stadtgeschichte Wiens Interessierte, die sich auch nicht durch Hitze und Staub abhalten haben lassen, unermüdlich zu waschen und zu beschriften und zu sortieren und zu kleben.

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Das römische Legionslager – Teil 4: Quid sit futurum cras, fuge quaerere – Was morgen sein wird, meide zu fragen: auch die römische Herrschaft endete einmal in Vindobona

Autorin: Constance Litschauer

Der Showdown beginnt und es bleibt spannend! Die auf das Auslaufen der römischen Expansionspolitik und die Reformen des Septimius Severus folgende Epoche der Soldatenkaiser entspricht in unseren Breiten nicht nur politischen Entwicklungen, die in die Spätantike führten, sondern ebenfalls Veränderungen durch Naturkatastrophen. Aber auch das ab dem 4. Jh. n. Chr. nahende Ende der römischen Okkupation hat bis zuletzt Spuren am Wiener Legionslager hinterlassen.

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Verloren und Wiedergefunden

Autorin: Christine Ranseder

Vor einigen Wochen ging es hier um zwei Randbruchstücke von Töpfen des späten 8./frühen 9. Jahrhunderts, die in Hernals zu Tage kamen. Seitdem liegen wir auf der Lauer und ich wurde fündig. Ein kleines Fragment eines Ohrrings aus dieser Zeit versteckte sich in der Verfüllung eines gestörten Grabes des Friedhofs am St.-Bartholomäus-Platz in Hernals (Wien 17).

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Das römische Legionslager – Teil 3: Militem aut monachum facit desperatio – Mönch oder Soldat wird man aus Verzweiflung: Infrastruktur und Leben im Lager

Autorin: Constance Litschauer

Dieses Mal soll der Lageraufbau im Fokus stehen, der am Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts von der 13. und 14. Legion begonnen wurde. Wer stellte den Standort fertig? Wurde er überhaupt jemals wirklich vollendet, oder gab es Veränderungen? Und schließlich fehlt noch die Identifizierung und Lokalisierung der meist durch Straßen oder Wege voneinander getrennten Gebäude.

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Flaschen mit reaktionsschnellem Inhalt

Autorin: Ingeborg Gaisbauer

Manch eine unschuldigst getroffene Interpretation hat eine selbstmörderische Konnotation: Als vor einigen Jahren bei einer Ausgrabung im Einzugsbereich des Wiener Neustädter Kanals Fragmente von zwei großen Flaschen gefunden wurden, waren die Assoziationen auf meiner Seite unschuldig genug: Vorratsbehälter für Essig, Öl oder ähnliches – so dachte ich damals. Körperverletzend-ätzend weit gefehlt!

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